Dresden:Feuer unterm Dach

15. Semperopernball Dresden - Feuerwerk

Wenig Orden, viel Krawumm: Trotz der von Ball-Organisator Hans-Joachim Frey ausgelösten Skandale sowie einiger prominenter Absagen feiert Dresden seinen 15. Semperopernball mit überraschend viel Feinstaub.

(Foto: Uwe Soeder/dpa)

Am Dresdner Semperopernball gibt es diesmal nichts zu lachen. Vielmehr beklagt Moderator Roland Kaiser den Hass.

Von Hans Hoff

Wie schön war das doch im vergangenen Jahr, als das größte Problem des Semperopernballs in der Frage kulminierte, ob das Kleid der Moderatorin Sylvie Meis nun zu offenherzig war oder nicht. Da gab es sie noch, diese Leichtigkeit, die einen Opernball auszeichnen sollte.

Keine Spur davon in diesem Jahr. Da schienen die Schultern beschwert durch die Last der Fehlleistungen von Ballausrichter Hans-Joachim Frey, der erst den ägyptischen Herrscher Abdel Fattah al-Sisi mit einem Orden bedacht hatte und sehr viel öffentlichen Druck brauchte, um von dieser Entscheidung wieder abzurücken. Das hatte zur Folge, dass sich all jene, die nicht auf der Liste der Absager standen, sehr ernst gaben. Das aber gefiel auch nicht jedem. "Es war zu viel Politik", sagte Roberto Blanco, Inhaber der "Ein bisschen Spaß muss sein"-Marke, hinterher.

Hätte man nach der vielstündigen Übertragung im MDR-Fernsehen ein Ballmotto formulieren müssen, wären wohl am ehesten jene Worte in Frage gekommen, die eine MDR-Reporterin gleich zu Beginn ausgab: "Trotzdem und jetzt erst recht." Es ging deutlich um Schadensbegrenzung, um das Durchstehen des Abends, an dem prompt der Ballausrichter Frey abgestraft wirkte, denn wo immer es ging, schienen sich die MDR-Kameras doch sehr zu bemühen, ihn aus dem Bild herauszuhalten.

Das hatte zur Folge, dass die wenigen verbliebenen Bekanntheiten für ein paar Stunden wie Weltstars behandelt wurden. Es sagt schon eine Menge über die Bedeutung eines Balls aus, wenn Menschen wie Wolfgang Lippert, der Sascha von der Band Boss Hoss und der örtliche Ministerpräsident die Liste der Top-Promis anführen; wenn beim Kaiserwalzer eingeblendet wird, wie Mörtel Lugner von den Sitznachbarinnen durchgeschunkelt wird; wenn Roland Kaiser als eine Art plaudernder Oberregent das bröckelnde Gebäude Opernball irgendwie zusammenhalten muss.

Kaiser begann seine Moderation beinahe staatstragend. Rasch kam er auf die Absage von Mareile Höppner zu sprechen, die mit ihm durch den Ball hatte führen sollen, die aber vor einer Flut von Mails und Bedrohungen zurückgewichen war. "Ich bin entsetzt über ein solches Ausmaß an Hass und verbaler Gewalt", sagte Kaiser und gab sich entschlossen. "Wir lassen uns nicht erpressen, wir lassen uns nicht einschüchtern, wir werden uns wehren", kündigte er an.

Und dann sang inmitten etlicher Klassik-Häppchen sehr bald der WDR-Kinderchor "I could have danced all night". Da fragte man sich natürlich bang, ob vielleicht hinter den Kulissen Tom Buhrow bereitsteht, um sich für was auch immer zu entschuldigen. Aber dann gab es keine Umweltsau-Oma-Erwähnung, und kein Ministerpräsident fragte, warum man diese Kinder derart instrumentalisieren musste.

Am Schluss trat dann als Stargast Peter Maffay auf und fragte "Wo sind die guten alten Zeiten hin?" Eine Antwort bekam er nicht.

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