Dortmund: "Mumien-Räuber" zu Bewährungsstrafe verurteilt

Prozessauftakt 'Mumien-Räuber' in Dortmund

Der "Mumien-Räuber" von Dortmund ist am Dienstag verurteilt worden. 2014 und 2015 hatte er maskiert zwei Banküberfälle begangen.

(Foto: dpa)
  • Der "Mumien-Räuber" von Dortmund ist am Dienstag zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden.
  • Vor Gericht hatte der 33-Jährige die Taten gestanden.
  • Hintergrund der Überfälle war eine Lebenslüge: Der in Wirklichkeit mittellose Mann hatte seinen Eltern vorgegaukelt, sein Leben selbst finanzieren zu können.

Mit Mullbinden um den Kopf und mit Pflasterstreifen im Gesicht hatte der sogenannte "Mumien-Räuber" von Dortmund im Dezember 2014 und August 2015 zwei Banken überfallen. Nun wurde er zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.

Das recht milde Urteil begründeten die Richter am Landgericht in Dortmund damit, dass der Angeklagte seine Lektion bereits gelernt habe. "Ihn jetzt ins Gefängnis zu schicken, würde ihn nur wieder zurückwerfen." Die Staatsanwalt hatte zuvor zwei Jahre und sieben Monate Haft beantragt.

Hintergrund der Überfälle war die Lebenslüge des 33-Jährigen. So ließ er seine Eltern in dem Glauben, er könne sein Leben selbst finanzieren. In Wahrheit aber war er mittellos und lebte jahrelang in Armut. Er versteckte sich tagsüber in Bibliotheken und schlief nachts in einem Auto. Etwas Geld verdiente er damit, Pfandflaschen zu sammeln.

Aus Verzweiflung zu den Taten getrieben worden

"Er ist in eine selbst verschuldete Zwickmühle hineingerutscht", sagte der Richter. "Man kann sich gut vorstellen, wie sich die Schlinge immer mehr über seinem Kopf zusammengezogen hat." Zu Beginn des Prozesses hat die Bild-Zeitung berichtet, dass es sich bei dem 33-Jährigen um einen Millionärssohn handelt, der an der Univirsität Münster Geschichte und Germanistik studiert, aber keinen Abschluss zustande gebracht hatte.

"Alle haben gedacht, dass ich ein Lehrer mit Staatsexamen bin, aber das war ich gar nicht", sagte der Mann vor Gericht. Von seinem Versagen habe jedoch niemand etwas erfahren sollen, schon gar nicht seine Familie.

Am Ende habe ihn die Verzweiflung zu den Banküberfällen getrieben. Bei seinem ersten Überfall im Dezember 2014 konnte er 8500 Euro erbeuten. Dann entschloss er sich zu einem zweiten Überfall in Unna. Bei der Wiederholungstat jedoch verließ ihn der Mut, er gab auf und wurde noch während der Flucht von der Polizei gefasst.

Täter zeigte Reue, die ihm die Richter hoch anrechnen

Beide Male hatte er laut Geständnis eine Spielzeugpistole dabei - und sich mit großer Sorgfalt seine Maskierung zurechtgelegt. "Ich wollte nicht auffallen. Ich habe gedacht: Wenn ich mir den Kopf verbinde, denkt jeder, ich hätte einen Unfall gehabt", erklärte er vor Gericht.

Um eine Bewährungsstrafe zu erhalten, hatte der Angeklagte im Vorfeld des Prozesses allen beteiligten Bankmitarbeitern Schmerzensgeld angeboten. Darüber hinaus hatte er sich mit den Banken und deren Versicherungen auf eine ratenweise Rückzahlung des geraubten Geldes geeinigt. "Dieses Verhalten müssen wir ihm hoch anrechnen", sagte der Vorsitzende Richter.

Nach der Urteilsbegründung verließ der Angeklagte sichtlich erleichtert das Gerichtsgebäude. Er hat inzwischen einen Aushilfsjob gefunden und finanziert sein Leben nun tatsächlich selbst.

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