Doppelmord von Bodenfelde:Haftbefehl nur Tage vor der Tat abgelehnt

Tragisches Detail: Kurz vor dem Mord an den beiden Teenagern wäre Jan O. beinahe verhaftet worden. Nach der Bluttat trauert Bodenfelde um das zweite Opfer.

Ein Sicherungshaftbefehl gegen den mutmaßlichen Mörder der 14-jährigen Nina und des 13-jährigen Tobias aus Bodenfelde ist offenbar zehn Tage vor der Tat von der zuständigen Behörde abgelehnt worden. Hintergrund für den Antrag war der Verstoß gegen Bewährungsauflagen, wie das Nachrichtenmagazin Der Spiegel am Samstag vorab berichtete. Für seine Therapeuten war der 26-Jährige laut dem Bericht im Sommer nicht mehr erreichbar, obwohl er sich ein Jahr lang wegen seiner Drogen- und Alkoholsucht betreuen und seinen Urin regelmäßig kontrollieren lassen musste. Im September habe der Mann zudem auch die Termine mit seiner Bewährungshelferin nicht mehr eingehalten.

26-Jähriger gesteht Doppelmord von Bodenfelde

Der Tatverdächtige im Bodenfelder Doppelmord (unter der Decke) wird an diesem Freitag in einen Transporter der Justizvollzugsanstalt (JVA) Rosdorf auf dem Gelände des Amtsgerichts Northeim geleitet.

(Foto: dpa)

Wie das Magazin weiter berichtet, verursachte Jan O. am 24. Oktober ein Feuer in einem Schuppen im Uslarer Ortsteil Vahle. Dadurch geriet ein angrenzendes Mehrfamilienhaus in Brand. Im Zuge der Ermittlungen wurde er nur kurzzeitig festgenommen. Laut Staatsanwaltschaft hätten keine Haftgründe vorgelegen, die Beweise allenfalls für eine fahrlässige Brandstiftung gereicht. Den späteren Leiter der Mordkommission, Hartmut Reinecke, veranlasste diese Tat zu einem Anruf bei der Strafvollstreckungskammer in Stade. Fahrlässige Brandstiftung und Alkoholmissbrauch reichten der Behörde als Grund für einen Sicherungshaftbefehl aber nicht aus. "Gewalt war nie ein Thema", sagte die Sprecherin des Landgerichts Stade dem Magazin. Dennoch sah die Strafvollstreckungskammer möglichen Handlungsbedarf und beschloss am 12. November, drei Tage vor dem ersten Mord, mit ihm über eine kurzfristige Unterbringung in einer geschlossenen Anstalt zu reden. Das Gespräch sollte am 25. November stattfinden.

Zehn Tage zuvor wurde Jan O. bereits zu mutmaßlichen Mörder. Wie das Nachrichtenmagazin Focus nun berichtet, soll er die getötete Nina im Wald nach der Tat mit seinem Handy aufgenommen haben. Dies ginge aus Informationen aus dem Haftbefehl gegen den 26-Jährigen hervor. Das Video zeige demnach eine Hand, die über den Körper der Toten streiche. Desweiteren blitze eine Messerklinge auf, die an der Leiche entlangfahre.

Unterdessen haben an diesem Samstag mehrere hundert Menschen in Bodenfelde um den ermordeten Tobias getrauert. Zahlreiche Angehörige, Freunde und Mitschüler kamen zu dem Gottesdienst in der Dorfkirche, wo der mit Blumen und Kerzen geschmückte Sarg des 13-Jährigen aufgebahrt war.

Der 26 Jahre alte Jan O. hatte am Freitag gestanden, Tobias und seine Mitschülerin Nina vergangene Woche in dem südniedersächsischen Ort getötet zu haben. Die 14-Jährige wurde bereits am Freitag beerdigt.

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