Doppelmord von Bodenfelde:Bewegender Abschied von Nina

Mit einer Trauerfeier haben sich Angehörige von dem getöteten Mädchen Nina verabschiedet. Unterdessen sagt ihr mutmaßlicher Mörder Jan O. aus - er hat sein Geständnis angekündigt.

Sie liebte Tiere, konnte gut singen. Nina war in vielerlei Hinsicht ein ganz normaler Teenager: Das wurde in der bewegenden Trauerfeier bekannt, mit der am Freitag rund 500 Freunde, Angehörige und Mitschüler Abschied von dem 14 Jahre alte Mädchen genommen haben. Nina und ihr ein Jahr jüngerer Mitschüler Tobias aus dem südniedersächsischen Bodenfelde sollen von dem 26-jährigen Jan O. umgebracht worden sein.

Beerdigung Nina

Trauerzug in Bodenfelde: Die Kleinstadt nimmt Abschied von der 14-Jährigen, die mutmaßlich von dem arbeitslosen Jan O. ermordet wurde.

(Foto: dapd)

Der alkohol- und drogenabhängige Beschuldigte will im Laufe des Tages voraussichtlich ein Geständnis ablegen. Er wurde am Freitagmittag erneut dem Haftrichter in Northeim vorgeführt.

Die Ermittler sind sich aufgrund von Indizien völlig sicher, dass Jan O. der Täter ist. Sie halten den 26-Jährigen für psychisch krank. Falls Sachverständige auch zu diesem Schluss kommen sollten, droht dem 26-Jährigen keine Haft. Dann käme er in den Maßregelvollzug in ein Landeskrankenhaus.

Am Freitag wurde bekannt, dass Jan O. kurz vor einer erneuten Einweisung in eine Entziehungsklinik stand. In den Wochen vor den Bluttaten habe der 26-Jährige wiederholt gegen Bewährungsauflagen verstoßen, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Lüneburg der Nachrichtenagentur dpa. Deshalb habe die Justiz bereits beschlossen gehabt, den Mann wieder in einer Entziehungsklinik unterzubringen. Der Mann hatte wieder Alkoholprobleme und hatte zudem fahrlässig ein Feuer gelegt.

Die im Strafgesetzbuch vorgesehene Krisen-Intervention zur Vermeidung weiterer Rückfälle eingeleitet worden. Nichts habe aber auf eine Gewalt-Eskalation schließen lassen, sagte die Staatsanwältin. Zuletzt hatte er unweit von Bodenfelde in Uslar in einer eigenen Wohnung gelebt und stand unter Führungsaufsicht.

Gedrückte Stimmung

2007 war Jan O. vom Amtsgericht Uelzen zu zwei Jahren und neun Monaten Haft und zur Unterbringung in einer Therapieeinrichtung verurteilt worden. Er hatte damals zahlreiche Diebstähle zur Drogenbeschaffung begangen. In Bodenfelde war die Stimmung bei der Beerdigung von Nina am Freitag sehr gedrückt. Beim Trauergottesdienst sagte Pfarrer Marc Trebing: "Wir stehen völlig hilflos, verzweifelt und sprachlos vor der grausamen Tat. Ein Mensch hat Ninas Leben zerstört und auch unser Leben tief getroffen."

In der schlichten Dorfkirche des 3400-Seelen-Ortes war Ninas heller Holzsarg aufgebahrt, geschmückt mit weißen Blumen und von Kerzen umringt. Freunde und Angehörige sangen auch eines der Lieblingslieder von Nina, "We shall overcome".

Der Sarg der Schülerin wurde anschließend von sechs Männern quer durch das Dorf zum Friedhof getragen. Entlang des Weges standen mehrere hundert junge und alte Menschen stumm mit Kerzen in einer langen Kette. "Wir setzten ein Licht gegen Gewalt" lautete ihr Motto. Ninas Mitschüler Tobias wird am Samstag beigesetzt.

Die Polizeidirektion Göttingen wies am Freitag Kritik zurück, dass Tobias noch leben könnte, wenn die Polizei intensiver nach Nina gesucht hätte. Roger Fladung, Vizepräsident der Polizeidirektion Göttingen, sagte zu der Kritik, die Suche nach Nina sei intensiv und vorschriftsmäßig verlaufen. Er sehe keine Versäumnisse.

Ninas Leiche hatte knapp eine Woche unentdeckt in der Nähe ihres Elternhauses gelegen. Tobias war erst Tage nach ihr nur wenige Meter entfernt ermordet worden. Jan O. soll nach Ninas Tod im Internet damit geprahlt haben, ein Mädchen "geschlachtet zu haben".

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