Doppelmord-Prozess:Zeugin hörte Todesschreie am Handy

Ein geständiger 24-Jähriger steht derzeit vor einem Münchner Gericht, weil er seine Ex-Partnerin und deren Freundin erstochen hat. Frühere Geliebte und seine Mutter beschreiben ihn als gewalttätig.

Eine 22-jährige Zeugin schilderte vor einem Münchner Schwurgericht ihre beklemmenden Erinnerungen. Dort muss sich seit Montag ein 24-jähriger Mann wegen des Mordes an seiner Ex-Lebensgefährtin und deren Freundin verantworten.

Er hat die Tötung der beiden 20 Jahre alten Frauen gestanden. Die Leichen hatte er mit einem Samuraischwert zerstückelt, in Plastiksäcke verpackt und in einem Wald bei Ruhpolding (Landkreis Traunstein) abgelegt. Nur wenig später war ihm die Polizei aber auf die Spur gekommen und nahm ihn fest.

Die Zeugin - auch eine Ex-Geliebte des Angeklagten - hatte mit einer der 20-Jährigen telefoniert. "Dann habe ich nur noch Schreie gehört", sagte die 22-Jährige. Eine Tür sei geöffnet worden und jemand hinausgelaufen. Sie hörte die Tür wieder zugehen, dann habe sie noch einmal einen Schrei gehört. Es habe sich um zwei Frauenstimmen gehandelt. Bei Unterbrechung des Telefonats sei es ausweislich des Displays 11.42 Uhr gewesen.

Der Angeklagte wird beschuldigt, am 22. Juni 2005 in seiner Wohnung aus Eifersucht und zur Verdeckung vorangegangener Veruntreuungen seine 20-jährige Ex-Lebensgefährtin erstochen zu haben. Deren gleichaltrige Freundin musste sterben, weil sie Augenzeugin am Mord der anderen jungen Frau war.

Prügel von Ehemann und Sohn

"Sie haben ein dramatisches Geschehen am Telefon verfolgt, konnten Sie sich einen Reim darauf machen", fragte der Vorsitzende Richter die Zeugin. Sie habe sich nicht damit auseinander gesetzt, erwiderte die Frau. "Ich habe nicht gewusst, was passiert ist, und wenn ich es vermutet hätte, hätte ich es nicht wissen wollen." Sie habe das Geschehene zu verdrängen versucht, "mir fällt mein Leben schwer, seit das passiert ist".

Der Angeklagte hat die Zeugin zwei Tage nach dem Verbrechen zu einer Motorradfahrt abgeholt. Er habe ihr erzählt, dass seine Lebensgefährtin verschwunden sei und gefragt, was sie am Handy gehört habe. Sie sei nicht darauf eingegangen, sagte die Zeugin: "Ich war froh, dass Menschen um uns herum waren."

Die Verkäuferin bestätigte die Angaben einer anderen Ex-Freundin des Angeklagten, dieser sei in der Beziehung aggressiv gewesen und habe oft zugeschlagen: "Er war besitzergreifend und brutal." Der gebürtige Kroate mit deutschem Pass sei ganz unter dem Einfluss seines Vaters gestanden und habe nichts ohne ihn entschieden.

Nach einer früheren Aussage der Mutter des Angeklagten ist sie von ihrem Mann gedemütigt und verprügelt worden, das Kind habe dabei auf sie eingetreten. Die 52-Jährige hat Mann und Sohn deshalb verlassen. Der Prozess wird in der kommenden Woche fortgesetzt.

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