Süddeutsche Zeitung

Dominique Strauss-Kahn:Sex, Lügen und ein neues Video

Er checkt aus, zahlt seine Rechnung und steigt in ein Taxi: Schlüpfrig sind die Videobilder nicht, die Dominique Strauss-Kahn nach der angeblichen versuchten Vergewaltigung eines Zimmermädchens zeigen. Die Frau jedoch wirkt aufgeregt - neue Beweise für die Schuld des Ex-IWF-Chefs?

In der Affäre um den früheren IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn hat der französische Fernsehsender BFM Aufnahmen einer New Yorker Hotel-Überwachungskamera gesendet. Die Videobilder zeigen Strauss-Kahn, wie er am 14. Mai ohne Hast seine Hotelrechnung bezahlt und ein Taxi besteigt - etwa 20 Minuten nach dem Zeitpunkt, zu dem er ein Zimmermädchen vergewaltigt haben soll. Der Sender BFM sagte, es sei das erste Mal, dass die Aufnahmen öffentlich ausgestrahlt wurden.

Die Frau, die diese Beschuldigung erhoben hat, Nafissatou Diallo, ist auch zu sehen. Laut der Nachrichtenagentur dpa ist sie zunächst in einem Dienstbotengang zu sehen, wie sie äußerlich ruhig auf Mitarbeiter des Hotels wartet. Weitere Szenen zeigen sie gestikulierend im Gespräch mit anderen Mitarbeitern. Im Anschluss daran rief einer der Angestellten offenbar die Polizei.

Die Anwälte des Zimmermädchens erklärten am Donnerstag in New York, die Bilder seien "ein erneuter Beweis" dafür, dass die Frau nicht gelogen habe. Das Video zeige, wie sie vor ihren Vorgesetzten und dem Sicherheitspersonal den Angriff Strauss-Kahns mit Gesten nachstelle. Dies sei ein "sehr wichtiger Fakt".

Freundentanz als Beweis für Komplott?

Später ist auch eine Szene erkennbar, auf der sich zwei Mitarbeiter des Hotels kurz beglückwünschen. Der US-Enthüllungsjournalist Edward Epstein hatte in diesem Zusammenhang von einem Freudentanz gesprochen und die Möglichkeit eines Komplotts angedeutet. Die Szene dauerte laut Presseberichten 13 Sekunden. Die Accor-Gruppe, die das Hotel betreibt, teilte mit, die beiden Mitarbeiter hätten "kategorisch ausgeschlossen", dass die Aufnahme etwas mit der Festnahme von Strauss-Kahn zu tun habe.

Das Zimmermädchen wurde später als unglaubwürdig eingestuft, die US-Justiz stellte das strafrechtliche Verfahren ein. Das mutmaßliche Opfer reichte anschließend eine Zivilklage gegen Strauss-Kahn ein.

Wegen der Vorwürfe war Strauss-Kahn im Mai von seinem Amt als Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückgetreten. Die Vorwürfe sowie Berichte über weitere Sex-Affären zerstörten sämtliche Hoffnungen Strauss-Kahns auf ein politisches Comeback im eigenen Land. Er hatte lange als aussichtsreichster Herausforderer von Präsident Nicolas Sarkozy gegolten.

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