Dominique Strauss-Kahn:Ermittlungen wegen Vergewaltigung eingestellt

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Wieder wird ein Ermittlungsverfahren gegen Dominique Strauss-Kahn eingestellt: Ein belgisches Callgirl hat den früheren IWF-Chef entlastet und frühere Anschuldigungen gemeinschaftlicher Vergewaltigung widerrufen. Dennoch sieht es nicht gut aus für den Franzosen.

Erfolg für Dominique Strauss-Kahn: Die Ermittlungen wegen Vergewaltigung wurden eingestellt. (Foto: dpa)

Kein Strafprozess wegen einer angeblichen Sexattacke gegen ein Zimmermädchen in New York, nun auch keine Anklage in Frankreich wegen Gruppenvergewaltigung: Auf den ersten Blick ist es für Dominique Strauss-Kahn in jüngster Zeit vergleichsweise gut gelaufen. Doch die juristischen Entwicklungen ändern nichts daran, dass Ruf und Karriere des früheren IWF-Chefs dauerhaft Schaden genommen haben.

Zu viele Zweifel bleiben, ob der 63-Jährige nicht doch Unrechtes tat. Zwei Verfahren laufen noch - unter anderem wegen bandenmäßiger Prostitution. Den jüngsten Erfolg im Ringen mit der Justiz hat Strauss-Kahn einem Callgirl aus Belgien zu verdanken. Bei den ersten Vernehmungen der Frau zu einer illegalen Sex-Party in Washington im Dezember 2010 war von gewalttätigen Szenen sowie von nicht einvernehmlichem Geschlechtsverkehr die Rede gewesen. Die Staatsanwaltschaft startete daraufhin Vorermittlungen.

Doch über einen Anwalt ließ die belgische Hauptzeugin wenig später mitteilen, dass sie keine Anzeige erstatten wolle. "Von dem Augenblick an, in dem das mutmaßliche Opfer erklärt, dass es einverstanden war, sind die Tatbestandsmerkmale für eine Vergewaltigung nicht gegeben und die Straftat existiert nicht", sagte Staatsanwalt Frédéric Fèvre zur Einstellung des Ermittlungsverfahrens. Gleichzeitig wies er Kritik der Anwälte von Strauss-Kahn zurück, die die Einleitung des Verfahrens scharf kritisiert hatten. "Wenn schwere Anschuldigungen gegen jemanden erhoben werden, muss das geprüft werden. Das haben wir gemacht", sagte Fèvre der Tageszeitung Le Monde. Die Ermittlungen seien unverzichtbar gewesen.

Das Verfahren wegen der Sex-Partys an sich läuft unterdessen weiter. Dem kurz DSK genannten Strauss-Kahn droht ein Prozess wegen bandenmäßiger Zuhälterei. Der frühere Spitzenpolitiker bestreitet eine Teilnahme an den Orgien nicht, will aber nichts davon gewusst haben, dass die beteiligten Damen bezahlt wurden. Rhetorisch hatte sein Anwalt die Frage in den Raum gestellt, wie man einer nackten Frau ansehen solle, ob sie eine Prostituierte sei.

Ein Ende der Aufarbeitung der DSK-Affären ist nicht abzusehen. Neben der Entscheidung über die Zuhälterei-Vorwürfe steht noch die über ein Zivilverfahren in den USA aus. Dieses wurde vom New Yorker Zimmermädchen Nafissatou Diallo angestrengt. Nach ihren Vergewaltigungsvorwürfen hatte Strauss-Kahn im Frühjahr 2011 nicht nur den IWF-Chefposten verloren, sondern auch seine Hoffnungen auf die Präsidentschaftskandidatur der französischen Sozialisten aufgeben müssen.

Strauss-Kahn hat das Zimmermädchen im Gegenzug wegen "bösartiger und mutwillig falscher Anschuldigungen" auf eine Million Dollar Schadenersatz verklagt. In Paris wird gemutmaßt, dass der gefallene Politstar das Geld gut gebrauchen könnte. Die Anwaltskosten verschlingen weiter hohe Summen und von seiner vermögenden Frau Anne Sinclair lebt DSK mittlerweile getrennt.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/leja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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