Cholera in der Karibik:Tödliche Seuche erreicht Urlaubsparadies

Die Cholera breitet sich in Haiti mit beängstigendem Tempo aus. Und die tödliche Seuche macht nicht an Landesgrenzen halt: Nun wurde auch in der Dominikanischen Republik der erste Kranke registriert.

Die gefährliche Cholera breitet sich in der Karibik rasant aus. Vier Wochen nach Ausbruch der Seuche in Haiti musste der erste Infizierte in der benachbarten Dominikanischen Republik behandelt werden. Der Kranke ist ein aus Haiti stammender Gastarbeiter, wie das Gesundheitsministerium in Santo Domingo mitteilte.

In Haiti infizieren sich unterdessen immer mehr Menschen; mehr als 1000 starben bereits. Der Andrang neuer Patienten überfordert die Gesundheitszentren in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince, wie der britische Sender BBC unter Berufung auf die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" berichtete. "Falls die Zahl der Erkrankten weiter so rasch steigt, müssen wir drastische Maßnahmen anwenden, um die Menschen behandeln zu können", sagte Projektleiter Stefano Zannini laut BBC. Präsident René Préval habe die Bevölkerung aufgerufen, Ruhe zu bewahren.

Grenzkontrollen verschärft

In der Dominikanischen Republik wurde der infizierte Gastarbeiter in einem Krankenhaus der weit im Osten gelegenen Stadt Higüey isoliert, wie die Zeitung El Nacional berichtete. Der 32-jährige Haitianer war vor wenigen Tagen von einem Heimatbesuch zurückgekehrt, wo er sich offensichtlich angesteckt hatte. Die Behörden haben BBC zufolge die Grenzkontrollen mittlerweile verschärft, um ein weiteres Einschleppen der Krankheit zu verhindern.

Die Ausbreitung der Seuche im erdbebenzerstörten Haiti hat kurz vor den Wahlen am 28. November bereits zu schweren Unruhen geführt. Bei gewaltsamen Protesten Tausender kamen am Montag laut BBC zwei Menschen ums Leben. Einer von ihnen war von einem UN-Soldaten in Notwehr erschossen worden.

In Cap-Haïtien, der zweitgrößten Stadt des Landes, wurde laut CNN der Flughafen wegen der Auschreitungen am Dienstag für den zivilen Luftverkehr geschlossen. Die Wut der Demonstranten richtet sich auch gegen die UN-Mission Minustah: Die aufgebrachten Menschen erheben den Vorwurf, UN-Blauhelmsoldaten aus Nepal trügen eine Mitschuld an der schleppenden medizinischen Versorgung der Cholera-Kranken. Die Vereinten Nationen weisen dies zurück. Sie nehmen an, dass die aktuellen Demonstrationen politisch motiviert sind.

In Haiti sowie in der Dominikanischen Republik hat es BBC zufolge bis zum jüngsten Ausbruch seit mehr als einem Jahrhundert keinen registrierten Cholera-Fall mehr gegeben. Bis zu 70.000 Menschen sind nach Angaben von "Caritas International" bereits mit dem Erreger infiziert und sorgten für eine weitere Verbreitung. Die Krankheit wird hauptsächlich durch bakterienverseuchtes Wasser übertragen.

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