Dolly Buster:Mit Pinsel und Peitsche

Der Ex-Pornostar präsentiert sich jetzt als Künstlerin. Ihre überraschenden Motive: Nackte Frauen und viel Farbe.

Julia Harzendorf

"Nein Hasi, eine Sonnenbrille brauchst du nicht", haucht Olivia in ihr Handy. Olivia Jones: Zwei Meter groß, schlank, grell geschminkt, pinkfarbenes Tutu - Travestiekünstlerin und aktuelle Muse von Dolly Buster.

Dolly Buster: Malerin mit Muse: Dolly Buster mit der Drag-Queen Olivia Jones (links) vor Bildern mit Titeln wie "Rasiert" oder "Erregbar".

Malerin mit Muse: Dolly Buster mit der Drag-Queen Olivia Jones (links) vor Bildern mit Titeln wie "Rasiert" oder "Erregbar".

(Foto: Foto: dpa)

Sie unterhält die geladene Presse, bis die Künstlerin nach einiger Verspätung endlich erscheint. Und dann stolziert Dolly herein, zwischen grauen Stellwänden und alten Bühnenbildern.

Entschuldigt sich für die Verspätung, sie habe ihren Hut vergessen. Neben ihrer Muse wirkt Dolly Buster geradezu schlicht: Brauner enger Hosenanzug, schwarzer Hut.

Die Aufmerksamkeit soll wohl den Bildern gelten.

24 Leinwände hängen an der weißen Mauer in der Hinterbühne des Kö-Theaters. Die meisten Bilder zeigen nackte Frauenkörper in grau, übersät mit bunten Farbklecksen.

"Ich will zuerst das perfekte Bild einer Frau erschaffen, um es dann im künstlerischen Sinne mit der Farbe zu zerstören", erklärt Dolly Buster ihr Konzept. Ihre Arbeit geht so vor sich: Mit Kohle zeichnet sie ihre Muse auf Leinwand.

Dann trägt sie die Staffelei in den Garten und es wird wild. Die Reitpeitsche taucht sie in den Farbtopf und schlägt damit quasi auf das Bild ein. "Dann schüttele ich und kleckse und spritze."

Und fertig ist das Bild.

Diese Technik habe sie sich selber beigebracht.

Eine Technik, für die sie auch eine mathematische Formel hat: 1+1=3. Zuerst ist da das Bild, dann die Zerstörung desselben, daraus entstehe dann das Gesamtkunstwerk.

Seit einem Jahr studiert Dolly Buster nun an der Kunstakademie Düsseldorf.

Mit Pinsel und Peitsche

"Die Malerei ist seit vielen Jahren mein Hobby. In Prag bin ich schon in die staatliche Kunstschule gegangen. An der Akademie schätze ich die Gespräche und das Feedback zu meinen Bildern", erzählt die gebürtige Tschechin. "Sie ist eine von uns", habe ihr Kunstlehrer an der Akademie gesagt.

Das sei das größte Kompliment, was einer Hobby-Malerin gemacht werden könne. Hinter vorgehaltener Hand sagt einer ihrer Dozenten aber auch: "Vielleicht bekommt sie durchs Aktzeichnen mal ein vernünftiges Verhältnis zum menschlichen Körper."

Andere Motive als Frauen sucht man bei der Künstlerin vergeblich. "Ich kann nichts anderes malen. Ich habe mal versucht, einen Mann zu malen, konnte das Bild aber einfach nicht zu Ende bringen", sagt Dolly Buster. Mit ihrer Vergangenheit als Pornostar habe das nichts zu tun.

"Frauen sind einfach schön, deswegen male ich sie", versucht sie zu erklären. Aber es gehe auch gar nicht darum, ob sie malen kann oder nicht, "ich mache es einfach", sagt sie selbstbewusst. Daher hat sie auch kein Vorbild. Auch nicht Andy Warhol, von dem sie zwar Poster in ihrem Wohnzimmer hängen habe und mit dem sie schon so oft verglichen worden sei.

Sie sei eben originell und passe in kein Schema.

Immer wieder versichert sie, dass die Malerei nur ein Hobby sei und sie nie geplant habe, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Daher will sie den Erlös ihrer Bilder auch für einen guten Zweck spenden.

Über die Preise für ihre Werke will Dolly Buster allerdings nicht sprechen. Sie sagt nur, dass die Galeristen ihre Bilder viel höher geschätzt haben, als sie erwartet hätte.

Ihre Internetseite gibt da mehr Auskunft: "Preise der Bilder auf Anfrage. Ab 10.000 Euro aufwärts."

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