Dokumentation über Sekte:Leah Remini berichtet von Missbrauch bei Scientology

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Schauspielerin Leah Remini hat eine achtteilige Dokumentation über Scientology gedreht. (Foto: Reuters)

Die Schauspielerin beantwortet im Netz Fragen zu ihren Gewalterfahrungen mit der Sekte. Auch die undurchsichtige Rolle von Tom Cruise kommt zur Sprache.

Von Kerstin Lottritz

Leah Remini ist sicher, dass sie beobachtet wird. Auch jetzt noch, drei Jahre nach ihrem Ausstieg bei Scientology. Seit die Schauspielerin, bekannt aus der US-Sitcom "King of Queens", 2013 aus der Sekte ausgetreten ist, protestiert sie gegen deren Machenschaften. Erst hat sie ein Buch über ihre 30 Jahre bei Scientology geschrieben, jetzt hat sie die achtteilige Dokumentation "Scientology and the Aftermath" gedreht. Zeitgleich zur Ausstrahlung der ersten Folge am Dienstagabend im US-Fernsehen stellte sich Remini auf der Internetplattform Reddit bei einem AMA (ask me anything) den Fragen der Fans.

Ob sie glaube, dass jemand von Scientology dieses AMA verfolgen würde, fragt ein Teilnehmer. "Ich weiß, dass dem so ist", antwortet Remini und spricht die Organisation persönlich an. "Hallo Karin Pouw und Mitglieder des OSA (Abkürzung für Office of Special Affairs - Büro für öffentliche Angelegenheiten)! Falls irgendwelche Scientology-Mitglieder das hier lesen und die Organisation verlassen möchten, ich werde Euch helfen!" Der Kontakt zu anderen Mitgliedern sei ihr seit ihrem Austritt verboten worden. "Ich würde gerne mit meinen früheren Freunden und mit meinem Patenkind sprechen", sagt Remini auf Reddit.

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Bei der Sekte werde jedes Gespräch aufgenommen, um es zu einem späteren Zeitpunkt gegen die Person zu verwenden, erzählt die Schauspielerin. Kinder würden wie Erwachsene behandelt und so ihrer Kindheit beraubt. Als 16-Jährige habe sie miterleben müssen, wie der Senior Scientologist, für den sie arbeitete, eine gleichaltrige Freundin regelmäßig sexuell missbraucht habe. "Die Opfer zu schikanieren und zu behaupten, dass diese Dinge nicht stattgefunden haben, ist der größte Missbrauch, den ich miterlebt habe", sagt Remini heute.

Die Rolle von Tom Cruise

In ihrer achtteiligen TV-Dokumentation reichen die Vorwürfe gegen Scientology von körperlicher, emotionaler Gewalt bis zu Vergewaltigungen. Betroffene erzählen, wie mit ihnen in der Sekte umgegangen wurde. Über Fälle von sexuellem Missbrauch sei die "Kirche" informiert worden, habe aber nichts unternommen, berichtet eine Frau. Ein anderes ehemaliges Mitglied beschreibt Scientology-Chef David Miscavige als aggressiv: "Der Papst von Scientology hat mich verprügelt."

Fast absurd klingt es, wenn Remini über die Rolle von Schauspielkollege Tom Cruise spricht. Tom Cruise zu kritisieren heiße, Scientology zu kritisieren, sagt Remini im Internet-Interview. "Für die Kirche ist er der Messias." Immer wieder gibt es Gerüchte darüber, Cruise, der ein enger Freund von Scientology-Chef David Miscavige ist, sei die heimliche Nummer zwei in der Organisation.

Wochenlang hat Leah Remini in vielen Interviews Werbung für das Filmprojekt gemacht und die Vorwürfe gegen die Sekte immer wieder wiederholt, zuletzt bei ihrem AMA. Scientology weist diese vehement von sich und geht die Schauspielerin im harschen Ton an. Sie sei eine "verwöhnte Diva" und suche immer die Schuld bei anderen, hieß es in einer Stellungnahme.

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