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Doku über Nazi-General Rommel:Die Legende vom fürsorglichen Feldherrn

Schon zu Lebzeiten galt Erwin Rommel als Legende - ein Mythos, von der NS-Propaganda gezielt inszeniert, um die Bevölkerung weiter auf Kriegskurs zu halten. Eine zweiteilige Fernsehdokumentation will nun das Bild des Nazi-Generals korrigieren. Heute zeigt das ZDF den ersten Teil: "Rommels Krieg".

Beate Wild

Rommels rasche Vorstöße in Frankreich und später in Nordafrika waren die Markenzeichen dieses populärsten Generals im "Dritten Reich". Seine Feldzüge sollten von Niederlagen an anderen Fronten ablenken.

Doch vieles, was den Mythos Rommel ausmacht, stellt sich in der Realität anders dar. So gilt Rommel bis heute als fürsorglicher, bei Soldaten beliebter Feldherr. Es ist aber auch bekannt, dass seine aggressiven Vorstöße hohe Verluste forderten.

Hitlers Lieblingsgeneral

Der ZDF-Film zeigt, mit welchen Methoden die NS-Führung aus Rommel einen "Propaganda-Star" machte. Er berichtet aber auch von Rommels Krieg an mehreren Fronten: nicht nur auf den Schlachtfeldern Nordafrikas, sondern auch gegen Neider und Rivalen in der Heimat und im Militär musste der Nazi-Feldherr kämpfen.

Rommel, der Zeit seines Lebens etwas gelten und in die Annalen der Militär-geschichte eingehen wollte, verdankte seinen steilen Aufstieg der Nähe zu Hitler, der ihn seinen Lieblingsgeneral nannte.

Geplanter Holocaust

Rommels Krieg in Afrika hatte für die arabische Bevölkerung verheerende Auswirkungen. Tausende libysche Zivilisten starben. Schulen, Krankenhäuser und Moscheen wurden zerstört, Nahrungsmittel geplündert, ganze Familien durch die ständigen Bombardierungen in die Wüste vertrieben.

Rommel plante auch den Vorstoß an den Suezkanal in Ägypten. Damit geriet auch Palästina in Gefahr. Im britischen Mandatsgebiet lebten damals rund 60.000 Juden, die aus Deutschland geflohen waren. Nicht nur für sie war Rommels Vormarsch eine konkrete Bedrohung.

SS-Chef Himmler schickte sogar schon ein Einsatzkommando nach Libyen, das im Falle einer Eroberung von Ägypten oder Palästina mit Deportationen und Massenmord beginnen sollte.

Zwangsarbeiter mussten Straßen bauen

Nach der Eroberung der libyschen Stadt Tobruk durch Rommel wurden fast 1000 Juden in Wüstenlager verfrachtet. Bei härtester Arbeit unter gleißender Wüstensonne mussten sie Steine für neue Vormarschstraßen schlagen und unter Lebensgefahr Minen räumen. Hunderte libyscher Juden wurden nach Italien deportiert. Über 300 von ihnen kamen schließlich ins KZ Bergen-Belsen.

Gefangene "schonungslos erledigen"

Rommels Truppen kämpften in Afrika aber auch direkt gegen jüdische Flüchtlinge aus Deutschland, die Soldaten der britischen Armee waren. Hitlers Befehl, die deutschen Emigranten "schonungslos zu erledigen", wurde beim Afrikakorps ignoriert, die jüdischen Gefangenen blieben unversehrt.

Rommel blieb bis zuletzt Hitlers loyaler General, wollte aber mit dessen Vernichtungskrieg nichts zu tun haben. Der Film "Rommels Krieg" zeigt erstmals, wie knapp Erwin Rommel wirklich davor stand, mit seinen militärischen Erfolgen der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie in Afrika den Weg zu ebnen.

Neues Bild von Rommel

Die beiden Dokumentarfilmer Jörg Müllner und Jean-Christoph Caron enthüllen ein neues Bild von Rommel. Sie zeigen, dass hinter dem Mythos des genialen Feldherrn in Wirklichkeit auch nur die brutalen Vernichtungs- und Holocaust-Pläne des NS-Regime standen.

Den ersten Teil der Dokumentation, "Rommels Krieg", zeigt das ZDF am 22. Mai 2007 um 20.15 Uhr.

Der zweite Teil, "Rommels Schatz", wird am 29. Mai 2007 ausgestrahlt. Darin geht es um die Legende, nach der SS-Männer bei einer Geheimoperation im Schatten von Rommels Feldzug sechs Metallkisten voller Gold, Silber und Juwelen vor der Küste Korsikas versenkt haben sollen. Lesen Sie dazu mehr nächste Woche bei sueddeutsche.de

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