DLRG:Weniger tödliche Badeunfälle im vergangenen Jahr

Tödliche Badeunfälle

Ein Schild warnt am Ostseestrand die Besucher.

(Foto: dpa)
  • 2017 ist die Zahl der Ertrunkenen im Vergleich zum Vorjahr um ein Viertel auf mindestens 404 Menschen gesunken.
  • Der Grund dafür liegt laut der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) im kühlen und verregneten Sommer, der viele vom Baden abgehalten habe.
  • Der Präsident der DLRG kritisiert, Kommunen und Landkreise täten nicht genug, um Badestellen zu sichern.

In Deutschland sind im vergangenen Jahr deutlich weniger Menschen ertrunken als zuvor. Ihre Zahl fiel einer am Dienstag veröffentlichten Zählung der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) zufolge im Vergleich zu 2016 um etwa ein Viertel auf mindestens 404 Menschen.

Der Grund dafür liegt laut der DLRG allerdings nicht darin, dass mehr Menschen besser schwimmen können oder es mehr Retter gibt, sondern, dass der Sommer 2017 vergleichsweise kühl und verregnet war. Das habe viele davon abgehalten, im Freien baden zu gehen, erklärte der Präsident der DLRG, Achim Haag. Im Bezug auf Badeunfälle seien Binnengewässer "nach wie vor die Gefahrenquelle Nummer eins". Nur vergleichsweise wenige Badestellen würden hier von Rettungsschwimmern bewacht. Er appellierte an Kommunen und Landkreise, mehr für die Sicherheit im und am Wasser zu tun. "Dazu fehlt schlichtweg das Geld und das Personal", teilte der Städte- und Gemeindebund mit. Die Menschen sollten besser Freibäder oder beaufsichtigte Badeseen nutzen.

Der Statistik zufolge starben mehr als drei Viertel der Ertrunkenen (339) in Flüssen, Seen, Kanälen, Gräben und anderen Binnengewässern. An den Küsten von Nord- und Ostsee gab es 28 Todesfälle, zwölf weitere Menschen ertranken in Schwimmbädern. Zwei starben in privaten Pools, ebenso viele in Hafenbecken. Wie in den Vorjahren ertranken die meisten Menschen in Bayern, nämlich 86, auf Rang zwei folgten Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen mit je 55 Todesfällen. In der Statistik nicht erfasst werden Opfer, die zunächst wiederbelebt werden können und später im Krankenhaus oder zu Hause an den Folgen des Badeunfalls sterben. Nach einer Studie sind dies jährlich 90 bis 100 Fälle.

Die meisten Ertrunkenen seien ältere Menschen, mehr als ein Drittel (147) sei älter als 55 Jahre. Zugleich starben 14 Kinder im Grund- und Vorschulalter. Haag machte die "zurückgehende Schwimmfertigkeit" bei Kindern dafür mitverantwortlich. Ein Fünftel bis ein Viertel der deutschen Grundschulen böten inzwischen gar keinen Schwimmunterricht mehr an. "Diese Entwicklung ist alarmierend", sagte er.

Eine besondere Risikogruppe stellen Flüchtlinge dar. Aus diesem Grund hat die DLRG die Baderegeln in 25 Sprachen übersetzen lassen und zudem Piktogramme entwickelt. Im vergangenen Jahr ertranken dennoch 23 Asylsuchende, 2016 waren es allerdings sogar 64 gewesen.

Im weltweiten Vergleich steht Deutschland nach Angaben der DLRG allerdings "sehr gut" da. Mit nur 0,49 Ertrunkenen auf 100 000 Einwohner befindet sich die Bundesrepublik gemeinsam mit Ländern wie den Niederlanden und Schweden in einer Spitzengruppe.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: