SZ-Kolumne "Bester Dinge":Kohl in der Birne

(Foto: Carsten Rehder/Picture Alliance/dpa)

Viel zu lange hielt man die "Dithmarscher Kohltage" für eine eher regionale Veranstaltung. Höchste Zeit, die Homepage alias Heimseite auf Englisch zu lesen.

Von Martin Zips

Wer die Bedeutung dieses Fests für die Geschicke der Welt wirklich erfassen will, der muss die internationale Version der örtlichen Homepage anklicken. Dort heißt es: "When in September the Dithmarscher Kohltage are celebrated to pay homage to the crunchy field vegetable the whole of Dithmarschen literally stands on its head." Der Leser dürfte hier also eine Art okkulter Handlung der norddeutschen Landbevölkerung vermuten, welche auf einem knusprigen Feld, kopfstehend und mit Literatur in der Hand, ihrem ehemaligen Bundeskanzler huldigt.

Doch weit gefehlt! Die "Dithmarscher Kohltage", welche an diesem Dienstag mit dem (live im Internet übertragenen) "Kohl-Anschnitt" durch Kreispräsidentin Ute Borwieck-Dethlefs eröffnet wurden, sind für die Region, in der mehr als 90 Millionen Kohlköpfe wachsen, natürlich ein Hochlicht, wie man im Englischen so sagt. Vergleichbar allein mit dem seit 1956 hierzulande sehr gepflegten "Defftig Ollnborger Gröönkohl-Äten" sowie dem noch älteren Grünkohl-Männerstammtisch von Osnabrück.

Doch gerade der Kreis Dithmarschen hat ungeheures Potenzial! So stammt die weltweit bekannte Modedesignerin Jil Sander von hier (damals hieß sie noch Heidemarie), und die Sauerkrautfabrik heißt "Kohlosseum". Besonders zu den Kohltagen mit ihren herbstlich bunten Veranstaltungen wünscht man den Bürgern dort, dass es massentouristisch endlich mal wieder so richtig abgeht. Oder, wie es auf der Homepage heißt: "The starting pistol is fired."

Any "further information" erhalten Sie auf Facebook, Instagram oder bei der zuständigen "Stabsstelle".

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