Diren-Prozess:Einschusslöcher über Einschusslöcher

  • Der Prozess um den erschossenen deutschen Austauschschüler Diren D. wird fortgesetzt.
  • Fotos und Videos zeigen Gruppen von Einschusslöchern - sie belegen die enorme Durchschlagskraft der Kugeln.
  • Die Verteidigung des Angeklagten Markus Kaarma versucht, Diren D. als Kriminellen darzustellen.

Von Hans Holzhaider, Missoula

Im Prozess um den Tod des deutschen Austauschschülers Diren D. wurden am Montag in Missoula Videos und Fotos in Augenschein genommen, die die Polizei am Tatort angefertigt hat. Sie zeugen von der enormen Durchschlagskraft der Geschosse, mit denen der Angeklagte Markus Kaarma, 30, in der Nacht zum 27. April 2014 auf den 17-Jährigen feuerte, der sich unberechtigt in seiner Garage aufhielt.

Vier Gruppen von Einschusslöchern fand die Polizei: Eine in der Tür in der Rückwand der Garage, die in die Küche des Wohnhauses führt, eine links neben dem Türstock, eine weitere abermals links davon in der Tür eines großen, schwarzen Kühlschranks und die vierte noch weiter links und deutlich höher in der Garagenrückwand.

Die Tür wurde von den Schrotkugeln glatt durchschlagen, die gegenüberliegende Küchenwand weist ebenfalls noch Einschusslöcher auf. Auch die Wand konnte die Kugeln nicht aufhalten, einzelne Schrotkugeln wurden auf dem Küchenboden gefunden. Diren D. wurde vermutlich von dem vierten Schuss in den Kopf getroffen. Die Fotos zeigen eine große Blutlache am Boden neben dem Heck des in der Garage abgestellten Autos. Direns Mutter Gülçin D. verließ laut weinend den Gerichtssaal, als die Fotos gezeigt wurden.

Kaarmas Verteidiger versuchen, Diren als Kriminellen darzustellen

Das Verteidigungsteam Kaarmas bemüht sich bei den Vernehmungen der Polizeibeamten, die in dem Fall ermittelten, Diren als Kriminellen darzustellen, dessen Anwesenheit in der Garage eine unmittelbare Gefahr für den Angeklagten und dessen Familie darstellte.

Bei jedem Polizeizeugen verfolgen die Verteidiger die gleiche Argumentationskette: "Garage-Hopping" sei nicht etwa ein harmloser Teenagerbrauch, sondern ein Einbruch und damit ein Verbrechen. Es sei äußerst gefährlich, sich einer Einbruchsszene zu nähern, besonders wenn es am Tatort dunkel sei. Polizisten müssten bei einem solchen Einsatz die Schusswaffe immer "high ready" halten, also mit nach vorne ausgestreckten Armen.

Nach den Streifenbeamten, die als erste am Tatort waren, trat am Montag auch der erste "Detective" in den Zeugenstand.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: