Süddeutsche Zeitung

Deutscher Wetterdienst:Sonnigster Sommer seit Aufzeichnungsbeginn

Der Deutsche Wetterdienst zählt in diesem Jahr sogar mehr Sonnenstunden als 2003. Außerdem war es zu heiß und zu trocken. Werden extreme Sommer nun zur Regel?

Auch der diesjährige Sommer ist zu heiß und zu trocken ausgefallen. Zudem war es nach vorläufigen Zahlen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) der sonnenreichste seit Beginn der Aufzeichnung vor mehr als 70 Jahren. "Wir dürften damit in Zeiten des Klimawandels einen bald typischen Sommer erlebt haben", sagt Meteorologe Uwe Kirsche am Dienstag in Offenbach.

Konkret gehört der diesjährige Sommer zu den vier wärmsten der vergangenen mehr als 140 Jahre und ist der sechstrockenste Sommer in diesem Zeitraum. Der DWD erfasst die Sonnenscheindauer seit 1951, Temperaturen und Niederschläge werden seit 1881 aufgezeichnet.

"Nach den bisherigen Messungen und inklusive der Prognose bis Monatsende kommen wir auf 817 Sonnenstunden in diesem Sommer", sagte Andreas Friedrich vom DWD in Offenbach. Der bisherige Rekord sei im Sommer 2003 mit bundesweit 793,3 Stunden aufgestellt worden. "Demnach ist es der sonnigste Sommer, seitdem die Sonnenscheindauer aufgezeichnet wird, also seit 1951." Am Oberrhein schien die Sonne in den letzten drei Monaten sogar fast 1000 Stunden, im äußersten Norden waren es immerhin um die 700 Stunden.

"Dieser Sommer ist wohl stärker von Hitze geprägt als 2003"

"Aus dem Stand brachte bereits der Juni den Sommer auf Hochtouren, wurde im Juli zum Dauerläufer und blieb das auch im August", heißt es beim Wetterdienst. Der deutschlandweite Höchstwert wurde am 20. Juli mit 40,1 Grad in Hamburg gemessen. Die durchschnittliche Temperatur lag laut vorläufiger Sommer-Bilanz bei 19,2 Grad und damit 2,9 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung plus 1,6 Grad. Besonders heiß war es zuletzt im Sommer 2019 - mit einem Temperaturdurchschnitt von ebenfalls 19,2 Grad wurde er zum bis dato drittwärmsten seit Aufzeichnungsbeginn. Nur die Sommer 2003 (19,7 Grad) und 2018 (19,3 Grad) waren noch wärmer.

Alleine auf Durchschnittswerte zu schauen, sei allerdings nicht besonders aufschlussreich, sagt Andreas Marx, Leiter des Deutschen Dürremonitors am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig. "Dieser Sommer ist wohl stärker von Hitze geprägt als 2003." So nähmen die Anzahl der heißen Tage und die Intensität von Hitzewellen zu.

Auch die Trockenheit machte sich in diesem Sommer vielerorts deutlich bemerkbar: mit Rekord-Tiefständen in Flüssen, ausgetrockneten Feldern, verdörrten Wiesen und Waldbränden. Laut Experten setzt sich damit ein Trend fort, der sich schon längere Zeit abzeichnet.

Historische Sommerdürre im Westen, mehr Regen an den Alpen

Mit einem Niederschlag von rund 145 Litern pro Quadratmeter war es der sechsttrockenste Sommer seit 1881. Demnach fielen knapp 40 Prozent weniger Niederschlag als im Mittel der Referenzperiode 1961 bis 1990. Und es gab starke regionale Unterschiede: Während das Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen laut DWD eine "historische Sommerdürre" meldeten, fielen an den Alpen mehr als 500 Liter pro Quadratmeter.

In der Landwirtschaft habe sich die Trockenheit bei den Sommerkulturen wie Mais oder Zuckerrüben gezeigt, sagt Marx vom UFZ. Allerdings: "Die Dürre ist aber nicht erst ein Problem dieses Sommers, wir haben seit vier Jahren zu trockene Böden." Hinzu kommt die Waldbrandgefahr: Laut DWD war die Anzahl der Tage mit einem hohen bis sehr hohen Waldbrandgefahrenindex im Deutschlandmittel in diesem Sommer ähnlich hoch wie im Jahr 2018.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5647543
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/dpa/saul/vwu
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.