Süddeutsche Zeitung

Deutsche Namen:Gestatten, Flow

Max, Sophie - und sonst gar nichts? Im Gegenteil: Die Liste der beliebtesten deutschen Vornamen des Jahres 2015 birgt auch einige Überraschungen.

Von Michael Neudecker

Frau Rüdebusch heißt mit Vornamen Frauke, damit schafft sie es nicht annähernd in die Top Ten. Frauke Rüdebusch ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Gesellschaft für deutsche Sprache e. V. (GfdS); die GfdS gibt jedes Jahr die auch vom Bundesamt für Statistik anerkannte Liste mit den beliebtesten Vornamen heraus, und die am Donnerstag veröffentlichte Liste für 2015 ist natürlich wieder ziemlich Frauke-frei. "Die Spitzenplatzierungen ändern sich nicht jährlich, sondern eher von Generation zu Generation", sagt Rüdebusch. Die aktuelle Nummer eins bei den Mädchennamen ist also dieselbe wie in den fünf Jahren davor, nämlich Sophie (oder auch Sofie). Seit 16 Jahren liegt Sophie zudem mindestens auf Rang zwei. Bei den Jungen ist es Maximilian, der nun auch schon zum siebten Mal in den vergangenen acht Jahren die Spitzenposition einnimmt, nur 2012 gab es einen kleinen Ausrutscher, als Luca auf Rang eins landete.

Sind deutsche Eltern Langweiler? Einfallslos? Mainstream-Schwimmer gar? Muss nicht sein, dazu eine Zahl: Nur 1,52 Prozent aller Neugeborenen erhielten 2015 Maximilian als Erst- oder Zweitnamen, bei den Mädchen wurde bei 3,2 Prozent Sophie eingetragen. Der Trend ist rückläufig, was umgekehrt bedeutet, dass die Namensvielfalt steigt. Knapp 40 000 Vornamen wurden im vergangenen Jahr nur ein einziges Mal eingetragen, atemberaubende Klangwunder sind darunter, Mizzi zum Beispiel, Mohanna, Nivea (sic!), oder auch, tja, Rapunzel. Bei den Jungen kamen Schöpfungen wie Pierrick, Kiliman, Clars oder Erling zustande. Aber wer glaubt, der deutsche Staat trage alles ein, was so daherkommt, der irrt.

Wenn die Behörden Zweifel haben, bitten sie die GfdS um eine sprachliche Empfehlung, und wenngleich mit ebendieser Namen wie Flow (männlich) oder Jeylo (weiblich) durchgewunken wurden, so kam es doch auch zu Ablehnungen. Vor Namen wie Makrele, Rukola oder Alien warnte die GfdS im vergangenen Jahr. Warum nur? "Wir prüfen, ob das Kindeswohl durch den Namen gefährdet wird, und ob man erkennen kann, dass es sich um eine Person handelt", sagt Frauke Rüdebusch. Wichtig kann auch sein, ob es Belege gibt, dass jemand bereits den fraglichen Namen trägt, im Fall von Flow war das so.

Fast schon Exot ist heutzutage übrigens auch, wer Christian heißt. Christian dominierte von 1977 bis 1987, aktuell findet sich der Name auf Rang 52 wieder. Noch schlimmer erwischte es Kevin, der erst auf Position 226 auftaucht - von 1991 bis 1996 war er Stammgast in den Top Ten, und zwar entgegen der verbreiteten Meinung keineswegs nur in den neuen Bundesländern. Für all jene, denen die gegenwärtige Sophie-Maximilian-Dominanz stinkt, ist das allerdings eine gute Nachricht: Jede Dominanz ist endlich.

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Quelle:
SZ vom 01.04.2016
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