Deutsche Flutopfer:Merkel und Müntefering für nationale Gedenkfeier

Noch ist nicht klar, wie viele Deutsche in der Flutwelle in Südostasien ums Leben gekommen sind - doch von den mehr als 1000 Vermissten sind vermutlich viele hundert tot. Die Parteivorsitzenden von CDU und SPD wollen in besonderen Trauerfeiern die Anteilnahme und Solidarität in ganz Deutschland zum Ausdruck bringen.

Die Parteivorsitzenden von SPD und CDU, Franz Müntefering und Angela Merkel, haben sich für landesweite Trauerfeiern ausgesprochen, um der Opfer der Flutkatastrophe in Südostasien zu gedenken.

"Wir trauern gemeinsam mit den Familien der Opfer um die vielen tausend Toten", sagte Müntefering der Bild-Zeitung.

"Diese Anteilnahme und Solidarität werden wir in Deutschland auch in besonderen gemeinsamen Trauerfeiern zum Ausdruck bringen, auch im Deutschen Bundestag."

Angela Merkel erklärte: "Angesicht der Tatsache, dass offenbar eine große Anzahl von Deutschen unter den Opfern ist, empfände ich es als angemessen, wenn das Land als Ganzes der Katastrophe gedenken würde. In welcher Form und zu welchem Zeitpunkt dies stattfinden könnte, sollten die Angehörigen entscheiden".

In Deutschland hat es zuletzt nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den Vereinigten Staaten, bei denen auch Deutsche ums Leben gekommen waren, eine nationale Staatstrauer gegeben.

Suche mit Fotos von fröhlichen Urlaubern

Unterdessen geht in den Katastrophengebieten die Suche nach Vermissten weiter.

Inbesondere Fotos sollen helfen, Opfer, aber auch Überlebende zu identifizieren. Aufnahmen von vermissten Urlaubern, die seit den tödlichen Flutwellen niemand mehr gesehen hat, bedecken im Krisenzentrum der thailändischen Urlaubsinsel Phuket meterweise die schwarzen Bretterwände.

Ein Hochzeitspaar, ein kleines Mädchen, eine Familie mit fünf Kindern: Fast alle haben ein strahlendes Lächeln - und fast alle sind vermutlich tot.

Die Bilder der fröhlichen Urlauber sind Ausdruck der letzten Hoffnung, einen verlorenen Angehörigen vielleicht doch noch zu finden; einer Hoffnung, die nach Auffassung der Fachleute mit jeder Stunde sinnloser wird.

Doch als wollten sie dem Schicksal trotzen, kleben und heften täglich mehr Menschen die Bilder ihrer Liebsten an die Schwarzen Bretter. Auf dem Bild eines etwa sechsjährigen Jungen, das mit der Aufschrift "Vermisst in Khao Lak" tagelang an der Wand hing, steht plötzlich mit rotem Filzstift "Gefunden!". Das gibt Hoffnung für alle.

Doch die meisten der hier Gesuchten befinden sich mit großer Wahrscheinlichkeit schon in Kühlcontainern, wo sie mit Hilfe von DNA-Proben vielleicht erst nach Monaten identifiziert werden können.

"Die Leuten müssen einfach alles tun"

Ausländische Botschaften räumen ein, dass sie noch keinen einzigen Menschen dank eines aufgehängten Fotos haben wiederfinden können. "Doch es tut den Leuten gut, sie müssen einfach alles tun", sagt eine Botschaftsangestellte.

"Es ist die Weigerung, sich geschlagen zu geben, es ist ein Zeichen, dass noch Hoffnung besteht", sagt der Psychiater Toufik Selma.

Doch das Verhalten sei nicht unproblematisch: Indem die Menschen den Moment hinauszögerten, in dem sie den Tod ihrer Liebsten akzeptieren, verzögerten sie auch den Beginn der Trauerarbeit, gibt der Arzt zu bedenken.

"Und heute ist die letzte Hoffnung ja höchstens, dass jemand gefunden wurde, irgendwo im Krankenhaus liegt und sein Gedächtnis verloren hat - eine reine Phantasie."

Aber die Fotos zeigen, dass diese Phantasie für die Angehörigen der Opfer lebenswichtig ist. "Ich liebe diese Frau!", steht unter einem Foto, oder auch "eine Million Baht Belohnung" (etwa 20.000 Euro) neben dem Bild der elfjährigen Louise aus Schweden.

Und manchmal führen Fotos schließlich auch zum Erfolg - allerdings fast ausschließlich, wenn sie im Fernsehen oder im Internet gezeigt werden. So bei dem zehnjährigen Schweden im Krankenhaus von Phuket, dessen Foto vom thailändischen Fernsehen gefilmt wurde. Zwei Tage später wurde die Mutter des Kindes in einem Krankenhaus in Bangkok gefunden.

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