Deutsche Bahn:420 Fahrgäste stundenlang in ICE gefangen

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Vier Stunden steckt ein ICE in einem Tunnel fest - einige Passagiere erleiden Kreislaufprobleme, als die Klimaanlage ausfällt. Das Abschleppen klappt nicht, so müssen die Fahrgäste auf offener Strecke umsteigen.

In einem Tunnel bei Vaihingen an der Enz in Baden-Württemberg ist am Sonntag ein ICE mit 420 Fahrgästen steckengeblieben. Nach Angaben der Bundespolizeidirektion war der Zug mit 200 Stundenkilometern von Berlin in Richtung München unterwegs, als er im Pulverdinger Tunnel am Mittag wegen eines Motorschadens liegenblieb.

Der ICE auf dem Bild fährt aus einem Tunnel - die 420 Passagiere eines ICE von Berlin nach München saßen vier Stunden bei Kinding in Oberbayern in einem fest, nachdem ihr Zug einen Motorschaden erlitt. Vier Fahrgäste mussten nach bis zu drei Stunden Warten im Tunnel wegen Kreislaufproblemen ärztlich betreut werden - ein Passagier kam ins Krankenhaus. (Foto: dpa)

Vier Fahrgäste mussten nach stundenlanger Wartezeit ohne Klimaanlage mit Kreislaufproblemen medizinisch versorgt werden - ein Reisender kam ins Krankenhaus. Alle Passagiere mussten nach Bahnangaben in einen aus Stuttgart herbeigeholten Ersatzzug umsteigen, nachdem ein Versuch, den defekten Schnellzug mit einer anderen Lok abzuschleppen, fehlgeschlagen war. Da nach dem Motorausfall im ICE der Strom abgeschaltet wurde, arbeitete auch die Klimaanlage nicht mehr. Licht, Toiletten und Türöffner funktionierten aber weiter, da sie über Batterien versorgt wurden.

Mit insgesamt drei Stunden Verspätung kamen die Fahrgäste schließlich in Stuttgart an, wo sie mit Wasser versorgt wurden. Die Schnellbahnstrecke war in beiden Richtungen etwas mehr als drei Stunden lang gesperrt. Züge wurden über eine alte Strecke umgeleitet und waren etwa 15 Minuten verspätet. Für längere Verspätungen bezahlt die Bahn Entschädigungen; bei zwei Stunden gibt es 50 Prozent des Fahrpreises erstattet.

Stefan Buhl, der Landeschef des Fahrgastverbandes Pro-Bahn bemängelt, es komme immer wieder vor, dass entweder Ersatzloks fehlten oder Probleme beim Abschleppen von Zügen aufträten. Die Bahn habe zu wenig Reservekapazitäten. "Wenn die Bahn schon überfordert ist, einen ICE in einem solchen Fall abzuschleppen, dann ist gar nicht auszumalen, was im Katastrophenfall passiert", sagte Buhl.

Erst vergangene Woche war ein ICE im Pfälzerwald mit einem Müllwagen, der an die Gleise gerutscht war, zusammengestoßen. 15 Menschen wurden verletzt. Im Juli hatte die Bahn während der Hitzewelle Schlagzeilen gemacht, nachdem in ICE-Zügen die Klimaanlagen ausgefallen und mehrere Passagiere kollabiert waren.

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