SZ-Kolumne "Bester Dinge":Die neue Wurstigkeit der Bahn

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(Foto: imago stock&people)

Mehr Mitarbeiter, mehr Züge - was die Deutsche Bahn 2022 auch versuchte: Ihre Pünktlichkeit blieb miserabel. Jetzt setzt sie auf vegane Currywurst - und damit auf ein Erfolgsrezept sportlicher Underdogs.

Glosse von Marcel Laskus

Manchmal wirkt die Deutsche Bahn wie ein Ertrinkender, der nach einem auf dem Wasser treibenden Stück Holz greift, um sich endlich zu retten. Aber das Holz trägt den Ertrinkenden nicht; es wird alles nur noch schlimmer. Am 1. Februar teilte die Bahn mit, 43 neue ICE-Züge bestellt zu haben. Im März sank die Pünktlichkeit im Fernverkehr auf 71,1 Prozent. Am 19. Mai beschloss der Bundestag das Neun-Euro-Ticket. Im Juni sank die Pünktlichkeit auf 58 Prozent. Am 1. Juli verkündete die Bahn 18 000 neu eingestellte Mitarbeiter. Abermals sank im August die Pünktlichkeit, ein Tiefstand: 56,8 Prozent.

Bitter und enttäuschend ist das, man kennt es seit Jahren. Nun aber könnte es zur Trendwende kommen. Denn ausgerechnet zum Ende dieses miserablen Bahnjahres sieht es so aus, als habe der Konzern ein wirksames Mittel gefunden: Die Currywurst, 430 000 Mal verkauft im Jahr, wird seit dem 1. Januar 2023 im Bordbistro auch vegan serviert. Dass es sich dabei um mehr handelt als eine schillernde Werbeaktion, die nur Schwächen kaschieren soll, zeigt ein Blick auf andere Institutionen: Der Fußballbundesligist VfL Bochum bot am 23. Oktober erstmals eine vegane Wurst in seinem Stadion an - und schlug prompt Tabellenführer Union Berlin mit 2:1. Drei Klassen darunter, in der Regionalliga Nord-Ost wiederum, tat der SV Babelsberg 03 am 28. Oktober dasselbe - und rang dem Berliner AK, damals ebenfalls Tabellenführer, immerhin ein 0:0 ab.

Befürworter veganer Ernährung sagen ohnehin, dass man fleischlos auch gesünder, erfolgreicher und einfach besser durchs Leben kommt. Ob das aber auch für einen Konzern gilt? Eher nicht. Andererseits: So wie es gerade um sie steht, ist es doch ganz gut, dass die Bahn es zumindest versucht.

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