Der größer werdenden Schar von Weißbier-Fans im Stammland Bayern und der bundesweiten Diaspora könnte jetzt eine Studie der Fachhochschule Münster den herb-süßlichen Geschmack verderben. "Weizenbier macht einen größeren Kater als Pilsner oder Export", behaupten die Wissenschaftler.
Die Chemieingenieurin Siegrun Mohring hat in ihrer Diplomarbeit 60 Biere verschiedener Hersteller und Brauarten getestet. Die Ergebnisse sind frappierend. "Sie haben mich erstaunt. Dass es so deutliche Unterschiede gibt, hätte ich nicht gedacht", sagt sie.
Der Fusel ist schuld
Professor Günter Lieck vom Fachbereich Chemieingenieurwesen der Fachhochschule hat die Fuselöle im Bier als Übeltäter ausgemacht. Sie werden im menschlichen Körper zu Giftstoffen abgebaut, die am Tag nach dem Genuss schon so manchen fröhlichen Zecher zur jämmerlichen Gestalt degradierten. Die Gifte vermindern die Herzleistung und können zu einer Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff führen. Kopfschmerz, Übelkeit und Müdigkeit sind die spürbaren Folgen. Je mehr Fuselalkohol im Bier, desto schlimmer.
Die schlimmsten Brummer
Weizenbier hat wie alle obergärigen Biere generell mehr Fusel, als die meisten Pils-Marken.
Das besonders in Studentenkreisen beliebte Günstig-Pils "Oettinger" allerdings kommt mit 121,48 Milligramm Fusel pro Liter auf ähnlich hohe Werte. "Schöfferhofer Hefeweizen" etwa wies im Test einen Anteil von 147,19 Milligramm Fuselöl pro Liter auf, "Erdinger Weißbier" kam auf 95,47 Milligramm, "Huber Weisses Fresh" sogar auf 160,42 Milligramm.
Die leichtesten Brummer
Die meisten Pils-Biere liegen deutlich darunter, am besten schnitten "Graf Ignaz" (57,48) "Becks" (58,94), "Rolinck" (60,07), "König-Pilsener" (61,58) und "Hasseröder Pils" (62,83) ab. Auch andere Bierarten wie Export, Lager oder das bayerische "Helle" kommen kaum auf die Fuselwerte der bayerischen Weißbier-Spezialitäten - mit Ausnahme des Düsseldorfer Altbieres von "Diebels" (100,96). In alkoholfreien Bieren wiesen die Wissenschaftler nur winzige Spuren des Katerauslösers nach.
Geschmack braucht Fusel
"Alles eine Sache der Menge", sagt Erich Dederichs, Geschäftsführer und Sprecher des Deutschen Brauerbundes in Bonn. Fuselöle würden beim Gärungsprozess automatisch von der Hefe gebildet und seien als Nebenprodukt ebenso unvermeidlich wie willkommen. Denn: Die Fuselöle sind auch ein Geschmacksträger. "Wenn da gar keine drin sind, schmeckt das ganz schön labberig", beschreibt Dederichs. Die Brauereien entschieden für sich, wie hoch die Anteile im Bier sein sollen, Grenzwerte gibt es nicht. Eine Antwort auf die unter Biertrinkern heiß diskutierte Frage nach dem typischen "Kopfschmerz- Bräu" ist die Studie aus Münster nach Dederichs Einschätzung nicht: "Da muss jeder seinen eigenen, kontrollierten Feldversuch starten."
(sueddeutsche.de/ dpa)