Der Live-Ticker - ein Ausfluss reinster Herzen:Wo ist Benedikt? Wir gucken Papst.

Was war das für eine Vorfreude! Katholischer Karneval in Köln. Chronisch tanzende Jung-Pilger am, im und um den Dom. TV-Reporter, die am hellichten Vormittag demonstrativ gut gelaunt Kölsch-Gläser schwingen. Alles wegen ihm. Jetzt wird's aber auch Zeit, dass er endlich kommt. Und wir schauen zu.

12.56 Uhr: Weg isser. Wird Richtung Köln kutschiert, wo er bis Sonntag wohnen wird. Nachmittags Rheinfahrt, danach mit dem Papamobil zum Dom. Wir bleiben dran.

12.50 Uhr: Ab ins Auto. Ein Dunkelblaues aus Ingolstadt. Motorradstaffel vorneweg. Die Pilger singen. "Das ist jetzt aber spontan", meint die ARD. Klar, Gitarre, Verstärker und Mikrophone haben sie wahrscheinlich gerade aus dem Rucksack gezogen.

12.46 Uhr: Der erste Segen: "Gott schütze die Bundesrepublik Deutschland!" Schöner Schlusssatz. Abmarsch. Schüttelt Hände von Rollstuhlfahrer. Winkt in die Menge. Bekommt den ersten Blumenstrauß. Die ARD macht sich Sorgen: "Ob dem Papst im Vatikan schon mal jemand erklärt hat, was La Ola ist?"

12.40 Uhr: Dem Kanzler ist es irgendwie langweilig. Blättert in einem Papier. Schaut kurz auf, als seine Name fällt. Hat ja auch andere Sorgen derzeit.

Benedikt erläutert nochmal seine bevorstehende Tour, kommt dann aber über die Heiligen drei Könige und den Stern zur inwändigen Pilgerschaft. Die ARD blendet ein: "Deutschland-Tour wieder ab 13.03 Uhr" - meint aber nicht die des Papstes, sondern die der Radler, die gerade zwischen Kufstein und dem Söldener Rettenbachferner unterwegs sind. Das Leben muss ja weitergehen, nicht wahr?

12.34 Uhr: Jetzt aber der Papst. Köhler hat fertig, verspricht sich zum Schluss noch einmal, sagt Passt statt Papst. Egal. Benedikt setzt die güldene Lesebrille auf, zieht ein Mal kurz und nicht unkokett die Augenbrauen hoch und beginnt seine Danksagung. Eine lange Liste. Dickes Lob für Köhler: "Ich wusste gar nicht, dass ein Mann aus der Wirtschaft so viel Philosoph und Theologe sein kann." Da freut er sich jetzt aber, der Präsident.

12.33 Uhr: Köhler redet immer noch. Benedikt verzieht keine Miene. Kein Lächeln, kein Stirnrunzeln, nix. Schaut nur ab und zu rüber.

Doch da! Eine Regung! Nummer 16 lebt! Ein leichtes Kopfnicken hinüber zu Köhler. Gottseidank, alles ist gut.

12.29 Uhr: Köhler redet, der Papst wabert. Wo kommt bloß der ganze Wind her? Liegt aber auch an seinem weiten Gewand. Darunter: weiße Socken in roten Slippern. Geht ja eigentlich überhaupt nicht. Aber der Papst darf das.

12.20 Uhr: Die Puschel! So was hat die Welt noch nicht gesehen. Taubengraue Windfänger umhüllen die Mikros, in die Köhler und Benedikt nun sprechen werden. Was für ein Bild: Kräftiger Seitenwind pustet die Kuschel-Puschel auf, die das Rednerpult zieren. Und Köhler wünscht dem Papst Gottes Segen. Schön.

12.15 Uhr: Die Bundeswehr marschiert ab. Das Volk klatscht im Takt. Jetzt kommt's knüppeldick: Der Köln-Bonner Wind weht im den Umhang ins Gesicht. Ein Mal. Zwei Mal. Und nochmal. Mit links bändigt er den Stofffetzen. Köhler grinst, wird handgreiflich, zupft am päpstlichen Umhang. Kann man besser demonstrieren, dass auch der Papst nur ein Mensch ist wie du und ich?

12.10 Uhr: Handshake mit den Köhlers, später mit den Schröders. Keine Spur von Bodenküssen, nirgends. Besser ist das. Pathos ist diesem Mann fremd.

Dann erstmal Musik. Die Bundeswehr spielt auf. Die Hymnen. Zuerst die weitgehend unbekannte des Vatikans, ein eher getragenes Stück. Dann unser doch eher schmissiges Deutschland-Lied. Köhler nickt anerkennend: Gut gespielt, Jungs.

12.05 Uhr: Jetzt aber! Kaum tritt er heraus, weht's ihm den Pileolus vom Kopf. Jaaa, so heißt sie, die Kopfbedeckung des Papstes. Und ward nicht mehr gefunden. Egal, geht er halt ohne. Das ZDF kommentiert: "Der Heilige Geist weht halt doch, wo er will." Großartig!

12.01 Uhr: Ready zum Andocken. Der Teppich liegt schon. Durchs Fenster sieht man ihn. Vorne links sitzt er, ungefähr Reihe 4. Ein Flughafen-Arbeiter öffnet die Tür, doch zunächst sind nur ein paar offizielle Schlipsträger zu sehen. Die SchröderKöhlers marschieren Richtung Gangway.

11.58 Uhr: Jetzt rollt er an, der Flieger. Piazza del Duomo, Lecce heißt er. Fähnchen rechts und links aus dem Cockpit: Deutschland und Vatikan. Pilger machen schon mal La Ola, obwohl er die final parking position noch nicht erreicht hat.

11.54 Uhr: Habemus Touchdown. Sanft setzt er auf, der Airbus der Fluglinie Alitalia. Die First Couples des Landes, Köhler und Schröder, stehen erwartungsfroh im Wind, um den Papst zu empfangen. Vorfreude steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Angeregtes Gespräch. Worüber? Tja. Das weht der Wind weg.

11.48 Uhr: Das geht ja gut los. Im ZDF ist man schon so durch den Wind, dass ein Außenreporter von "Papst Ratzinger Georg XVI" spricht. Naja, ist ja auch alles ein bisschen viel.

Auf dem Flughafen Köln-Bonn marschieren derweil jede Menge Soldaten auf: Marine, Heer, Luftwaffe, alles da, alle in der schicken Ausgeh-Uniform. Und die Musi spielt dazu.

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