Deckeneinsturz im Apollo-Theater:"Ein Glück, dass es keine Toten gegeben hat"

Viele Zuschauer dachten, das Knacken und Krachen gehöre zum Theaterstück, dann stürzten plötzlich Steine und Holzteile von der Decke. Etwa 80 Menschen wurden beim Einsturz der Decke im traditionsreichen Londoner Apollo-Theater verletzt.

Im historischen Apollo-Theater im Londoner Westend ist am Donnerstagabend während einer Vorstellung ein Gebäudeteil eingestürzt. Nach Angaben der Feuerwehr wurden etwa 80 Menschen verletzt, sieben von ihnen schwer. Knapp 60 mussten im Krankenhaus behandelt werden. Viele Besucher hätten wegen der herabfallenden Steine, Gipsputz und Holzteile Kopfverletzungen und Schnittwunden erlitten. "Es ist ein Glück, dass es keine Toten gegeben hat", sagte Nick Harding, Einsatzleiter der Feuerwehr, der BBC.

Wie es am Donnerstagabend zu dem Unglück in dem mit mehr als 700 Besuchern vollbesetzten Theatersaal kam, war zunächst unklar. Spezialkräfte der Feuerwehr untersuchten über eine Drehleiter-Plattform die Unglücksstelle. In seiner Zeit bei der Feuerwehr habe er nie ein derartiges Unglück miterlebt, sagte Harding.

Die Theatergäste hatten während der Vorstellung ein Knacken von der Decke her gehört, aber zunächst vermutet, Lärm und Dreck gehörten zur Vorstellung. "Die Schauspieler zeigten auf die Decke, dann brach Panik aus." Steine, Gipsputz und Holzteile fielen demnach in den Zuschauerraum. Dann sei das Licht ausgegangen und alles wurde in Staub gehüllt.

Dann brach ein Teil der Decke herunter, wie die Londoner Feuerwehr mitteilte. Die Trümmer rissen wiederum Teile der Ränge mit, die ebenfalls auf die Zuschauer stürzten. "Es gab Panik, und ich hörte Schreie. Ich habe viele schockierte und blutübertrömte Gesichter gesehen", sagte Theaterbesucher Simon Usborne der BBC. Die Rettungsdienste seien "extrem schnell" vor Ort gewesen. Die Schauspieler auf der Bühne seien nicht verletzt worden.

"Dann war das ganze Theater voller Staub"

Apollo-Theater in London

Nach dem Unglück sperrt die Polizei die Straßen um das Apollo-Theater ab.

(Foto: AFP)

Der 18-jährige Desmond Thomas, der mit Schulkameraden das Stück schaute, sagte später der Nachrichtenagentur AFP, etwa zehn Minuten nach Beginn der Vorstellung hätten sie eine Art Klopfen gehört. "Wir dachten, das ist der Regen." Dann habe es gekracht und plötzlich sei die Decke eingestürzt. "Und dann war das ganze Theater plötzlich voller Staub."

"Es war völliges Chaos im Theater, wirklich entsetzlich und furchtbar", sagte der Zuschauer Martin Bostock, der am Kopf verletzt wurde, dem Fernsehsender Sky News. Er habe zunächst gedacht, dass die Ereignisse zur Aufführung gehörten. "Dann wurde ich am Kopf getroffen." Auch die 65-jährige Zuschauerin Libby Grundy dachte zunächst an einen Spezialeffekt.

Das Apollo-Theatre an der Shaftesbury Avenue wurde sofort geräumt. Spezialkräfte suchten nach Verschütteten, nach Angaben der Feuerwehr konnten alle Besucher aus den Trümmern gerettet werden. Verletzte wurden im Foyer und in benachbarten Theatern von Sanitätern behandelt. Die Gegend wurde weiträumig abgesperrt. Ein Nahverkehrsbus brachte Verwundete ins Krankenhaus.

Der britische Premierminister David Cameron dankte den Rettungskräften via Twitter für ihren raschen Einsatz.

Die ersten von ihnen trafen laut London Ambulance Service binnen drei Minuten am Theater ein. Der Notruf ging demnach gegen 20:10 Uhr Ortszeit ein.

Das Unglück ereignete sich kurz vor der Pause in dem beliebten Theaterstück "The Curious Incident of the Dog in the Night-Time" von Mark Haddon. Viele Familien mit Kindern waren unter den Besuchern. Das denkmalgeschützte Theater wurde 1901 eröffnet und 1932 zuletzt grundlegend renoviert.

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