Debatte um Sommerzeit:Juncker will die Uhren im März 2019 das letzte Mal umstellen

Jean-Claude Juncker

Hat es eilig mit der Abschaffung der Zeitumstellung: EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker.

(Foto: dpa)

Der EU-Kommissionspräsident dringt darauf, den Willen der Umfrageteilnehmer rasch umzusetzen. Sie hatten sich zu 84 Prozent dafür entschieden, die Zeitumstellung abzuschaffen - doch sie stellen nur ein Prozent der EU-Bürger.

"Die Zeit drängt", sagte Jean-Claude Juncker, der EU-Kommissionspräsident, bei seiner Grundsatzrede im Parlament in Straßburg. Doch was Juncker, in diesem Fall in Wallungen versetzt, ist nicht das Erstarken der Rechtspopulisten, die Zukunft des Euro oder die Flüchtlingspolitik. Es geht darum, warum, wann und wie die Europäer künftig an der Uhr drehen.

Nach Junckers Willen soll schon im März 2019 Schluss sein mit dem zweimal jährlichen Wechsel zwischen Normal- und Sommerzeit. "Die Zeitumstellung gehört abgeschafft", sagte der Kommissionschef. Seit die Ergebnisse einer von der Kommission veranlassten Umfrage vorliegen, fühlt er sich bestätigt. Zwischen Juni und August 84 Prozent der Teilnehmer für ein Ende der Zeitumstellung ausgesprochen - interessanterweise hatten vor allem Bürger aus Deutschland in großer Zahl abgestimmt. Sie stellten etwa zwei Drittel der 4,6 Millionen Befragten. bezogen auf die Gesamtzahl der EU-Einwohner ist das jedoch weniger als ein Prozent.

Voraussetzung für Junckers Zeitplan ist, dass das Europaparlament und die EU-Staaten dem Vorschlag der EU-Kommission, den Juncker an diesem Mittwoch eingebracht hat, bis spätestens März kommenden Jahres zustimmen. Die einzelnen Länder könnten dann selbst entscheiden, ob sie dauerhaft in der Sommer- oder in der Winterzeit bleiben wollen.

Droht also neue Verwirrung, weil etwa Belgien lieber in die dauerhafte Sommerzeit wechselt und das benachbarte Luxemburg, Juckers Heimatland, sich für die Winterzeit entscheidet? Juncker hofft nicht, dass es dazu kommt. Er rief in seiner Rede dazu auf, diese Entscheidung so zu treffen, dass für den europäischen Binnenmarkt keine Probleme entstehen. Die EU-Kommission werde Gespräche zwischen den einzelnen Ländern fördern, um " in abgestimmter Weise" über die Standardzeit zu entscheiden.

In einer von der Kommission veranlassten Umfrage hatten sich zwischen Juni und August 84 Prozent der Teilnehmer für ein Ende der Zeitumstellung ausgesprochen - interessanterweise hatten vor allem Bürger aus Deutschland in großer Zahl abgestimmt. Sie stellten etwa zwei Drittel der 4,6 Millionen Befragten. bezogen auf die Gesamtzahl der EU-Einwohner ist das jedoch weniger als ein Prozent.

Auf dem EU-Festland gibt es bisher drei Zeitzonen. Die meisten nutzen, wie Deutschland, die Mitteleuropäische Zeit (MEZ). Großbritannien, Irland und Portugal liegen eine Stunde zurück, einige osteuropäische Länder, Finnland und Griechenland sind eine Stunde voraus.

Sonnenaufgang in Frankfurt am Main erst um 9.24 Uhr

Derzeit stellen alle EU-Länder am letzten Sonntag im März ihre Uhren eine Stunde vor und am letzten Sonntag im Oktober wieder eine Stunde zurück. Das wird seit 1996 in der gesamten EU einheitlich so gehandhabt. In Deutschland wurde die Zeitumstellung im Jahr 1980 wieder eingeführt, nachdem sie bereits während des Zweiten Weltkrieges zur Energieeinsparung praktiziert wurde.

Ein Spareffekt, das haben zahlreiche Studien ergeben, stellt sich durch die Umstellung nicht ein. Das ist ein Argument der Kritiker. Außerdem werden die Anpassungsschwierigkeiten ins Feld geführt, eine Zeitumstellung wirke sich insbesondere bei Schulkindern und empfindlichen Menschen aus wie ein Mini-Jetlag. Andere Forscher halten die Kritik an den gesundheitlichen Auswirkungen der Zeitumstellung jedoch für übertrieben.

Wenn künftig in Deutschland die ewige Sommerzeit gelten sollte, hat das Auswirkungen auf die Sonnenaufgang- und Untergangszeiten. So ginge beispielsweise am 1. Januar 2019 die Sonne etwa in Frankfurt am Main morgens erst um 9.24 Uhr auf, aber auch erst gegen 17.30 Uhr unter. Wenn eine dauerhafte Winterzeit eingeführt werden würde, hätte das umgekehrt Folgen für die langen Sommerabende: Am 1. Juli 2019 würde die Sonne in Frankfurt statt um 21.37 Uhr nun schon um 20.37 Uhr untergehen. Dafür würde sie bereits um 4.20 Uhr aufgehen.

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