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Debatte um Ehe für alle:Abgeordneter nutzt Parlamentsdebatte für Heiratsantrag

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Es kommt schon vor, dass es in Parlamenten hochemotional wird. Joschka Fischer zum Beispiel hat 1984 Bundestagsvizepräsident Richard Stücklen mit den Worten: "Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch" bedacht, nachdem dieser einer grünen Abgeordneten das Mikrofon abgestellt hatte. In der Ukraine oder in der Türkei ist es auch schon zu Prügeleien im Plenalsaal gekommen, in Jordanien fielen während einer Debatte vor vier Jahren sogar Schüsse.

Um das Thema Liebe geht es im Wettstreit der Fraktionen eher selten. Anders bei Tim Wilson, Abgeordneter in Australien. Der 37-Jährige, der für die Liberalen im Parlament sitzt, nutzte jetzt eine Debatte über die gleichgeschlechtliche Ehe für einen Heiratsantrag. Wilson richtete das Wort an seinen Partner, den Lehrer Ryan Bolger, der auf der Zuschauertribüne saß. Bolger antwortete sofort mit "Ja", so hielt es der Parlamentspräsident extra im Protokoll fest.

Im Abgeordnetenhaus in Canberra gab es daraufhin lauten Applaus. Wilson, der sich seit Langem für die Gleichberechtigung von Homosexuellen einsetzt, sagte, die Debatte sei wie der "Soundtrack zu unserer Beziehung". Für ihn sei dies auch der Grund gewesen, in die Politik zu gehen.

Das australische Parlament will in dieser Woche darüber entscheiden, ob die Ehe für alle in Australien Gesetz wird. In einer Volksbefragung hatten vor einigen Wochen fast zwei Drittel der Australier dafür gestimmt. Allerdings ist dieses Votum für die Abgeordneten nicht bindend.

Mehrere Mitglieder der konservativen Fraktion haben angekündigt, gegen ein Gleichstellungsgesetz zu stimmen. Premierminister Malcolm Turnbull - obwohl ebenfalls ein Konservativer - ist allerdings dafür, die Ehe auch für gleichgeschlechtliche Paare zu ermöglichen.

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