Süddeutsche Zeitung

Dannenberg:Chefarzt will Abtreibungen in seiner Abteilung verbieten - und scheitert

Mit Verweis auf seinen Glauben wollte ein Chefarzt einer privaten Klinik im niedersächsischen Dannenberg Abtreibungen in seiner Abteilung verbieten - doch die Träger der Klinik wollen dies nicht zulassen.

Wie das Nachrichtenmagazin Spiegel Online berichtet, hatte Thomas Börner, Chef der Gynäkologie an der Capio-Elbe-Jeetzel-Klinik, erklärt, er könne Abtreibungen mit seinem christlichen Glauben nicht vereinbaren. Daher werde es an seiner Abteilung keine Schwangerschaftsabbrüche mehr geben. Der Klinikchef Markus Fröhling stellte sich hinter die Entscheidung: Kein Arzt könne verpflichtet werden, eine Abtreibung durchzuführen und es sei auch richtig, dass Börner dies zugleich für die anderen Gynäkologen der Klinik entscheide.

Doch die Konzernleitung ist anderer Meinung: Als weltanschaulich neutrale und konfessionsübergreifende Einrichtungen würden die Kliniken des Betreibers Capio auch weiterhin Schwangerschaftsabbrüche im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben vornehmen, zitierte Spiegel Online eine Pressemeldung des Konzerns. Demnach solle es künftig im konkreten Fall Absprachen mit den anderen Ärzten geben und geklärt werden, ob diese zu den Eingriffen bereit seien.

Der Entschluss des christlichen Chefarztes hatte im betreffenden Landkreis Dannenberg an der Elbe für Aufsehen gesorgt: Sowohl der Landrat Jürgen Schulz als auch das Beratungsnetzwerk Pro Familia hatten ihre Besorgnis geäußert.

Rechtssituation zu Abtreibungen in Deutschland

Abtreibungen sind in Deutschland nach Paragraf 218 rechtswidrig. Nur unter bestimmten Umständen - nach einer Pflichtberatung, 72 Stunden Bedenkzeit und im Normalfall nur innerhalb der ersten 14 Schwangerschaftswochen - verzichtet der Staat auf eine Strafverfolgung. Ein "Recht auf Abtreibung" aber gibt es in Deutschland nicht und kein Arzt muss den Eingriff anbieten.

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