"Daisy" über Deutschland:Hunderte müssen in Fahrzeugen übernachten

Wegen Tief Daisy haben sich in der Nacht auf der A 5 Hunderte LKW gestaut. In Nürnberg rutschte ein Flugzeug von der Rollbahn.

Tief Daisy hat in der Nacht Deutschland erreicht. Wetter-Experten und Behörden rechneten landesweit mit chaotischen Zuständen auf den Straßen, Flugausfällen und Zugverspätungen sowie starken Schneeverwehungen. Bis zum Samstagmorgen blieb das große Chaos jedoch aus.

dpa

Decken zum Schutz vor der Kälte: Ein polnischer Autofahrer steckt auf der Autobahn A 5 bei Neuenburg im Stau.

(Foto: Foto: dpa)

An der deutsch-französischen Grenze in Neuenburg zwang Daisy etwa 300 bis 400 Lastwagen- und einige Autofahrer in einen Stau und zur Übernachtung in Eiseskälte. In Baden-Württemberg und Bayern gab es zudem durch den starken Schneefall Hunderte Verkehrsunfälle.

Ob der Unfall einer Maschine auf dem Flughafen in Nürnberg am Freitagabend auf das Wetter zurückzuführen war, ist noch unklar. Das Flugzeug der Air Berlin war kurz vor dem Start von der Rollbahn abgekommen und hatte den Flugverkehr für Stunden lahmgelegt.

Nach Schneefällen in Frankreich hatte die elsässische Präfektur am Freitagnachmittag die Autobahn 35 für den Lkw-Verkehr gesperrt, teilte ein Sprecher der Polizei in Freiburg mit. In der Folge stauten sich Lastwagen auf der A 5 im baden-württembergischen Neuenburg.

In den frühen Morgenstunden waren die Autobahnabfahrten in Richtung Frankreich auch für Autos gesperrt worden. Auf deutscher Seite waren Rettungskräfte im Einsatz und versorgten die Lkw-Fahrer mit heißen Getränken und Decken.

Eine Besserung der Lage ist inzwischen jedoch in Sicht. Nach Auskunft der Polizeidirektion Freiburg gaben die Behörden in Frankreich die wegen der Schneemassen gesperrte Autobahn 35 im Elsass am Vormittag wieder frei. Bis der etwa Kilometer lange Rückstau der Laster auf deutscher Seite vollständig aufgelöst ist, werde es aber vermutlich noch eine ganze Weile dauern. Zunächst hatte es geheißen, die Sperrung könne vielleicht das ganze Wochenende fortbestehen.

Der süddeutsche Raum war auch Schwerpunktregion von wetterbedingten Verkehrsunfällen. In der Landespolizeidirektion Stuttgart wurden von Freitagmittag bis Mitternacht 170 Unfälle registriert. Nach Angaben eines Sprechers wurden sieben Menschen leicht und einer schwer verletzt.

Der Schaden betrug etwa 640.000 Euro. Am Samstagvormittag will das Innenministerium Zahlen für das gesamte Land Baden-Württemberg veröffentlichen.

Flugzeug rutscht von der Rollbahn

Durch Schneefälle kam es auch in Bayern zu zahlreichen Verkehrsunfällen. Allein das Polizeipräsdium Oberfranken zählte von Freitagmittag bis Samstagmorgen etwa 80 Unfälle, vor allem mit Blechschäden. In der Umgebung des thüringischen Suhls knickten sieben Bäume um und behinderten zeitweise den Verkehr auf Landes- und Bundesstraßen.

In anderen Regionen blieb es weitgehend ruhig. Teilweise registrierten die Lagezentren nur leichten Schneefall, und in vielen Regionen - wie etwa Nordrhein-Westfalen - so gut wie keinen Schnee.

Die nordrhein-westfälische Polizei zählte dennoch in der vergangenen Nacht 108 witterungsbedingte Unfälle. Dabei wurde in Übach-Palenberg ein Mensch getötet, fünf Menschen erlitten schwere und acht weitere leichte Verletzungen, sagte die Landesleitstelle.

Wenige Stunden nach dem Unfall einer Boeing 737-800 auf dem Flughafen Nürnberg am Freitagabend ist der Flugverkehr wieder aufgenommen worden. "Die Flugzeuge starten und landen wieder normal. Es gibt keine Einschränkungen mehr", sagte Flughafensprecher Reto Manitz am frühen Samstagmorgen.

Aus bislang ungeklärter Ursache war die Maschine der Fluggesellschaft Air Berlin kurz vor dem Start im Schnee von der Rollbahn abgekommen und zwei Meter weit auf unbefestigten Boden gerutscht. Dabei wurde keiner der 133 Passagiere oder der Crewmitglieder verletzt, sagte der Sprecher.

Das Flugzeug sollte von Nürnberg nach Düsseldorf fliegen. Das Unglück ereignete sich gegen 22 Uhr. Der Flughafen musste zunächst geschlossen werden, weil eine Tragfläche auf die Startbahn ragte. Die Maschine war aber nach Angaben des Sprechers intakt und wurde auf die Bahn zurückgezogen.

Erst am vergangenen Sonntag war eine Air-Berlin-Maschine des gleichen Typs auf dem Dortmunder Flughafen von der Startbahn gerutscht und hatte den Flughafen für Stunden lahmgelegt. Die 165 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder blieben ebenfalls unverletzt.

Der Pilot hatte den Start der Maschine mit Ziel Gran Canaria nach Problemen mit dem Tempomesser abgebrochen. Das Flugzeug rutschte über das Ende der Startbahn hinaus, kippte vornüber und blieb mit dem Bugrad in einer Wiese stecken. Von der Flughafen-Sperrung waren mehr als 4000 Passagiere betroffen gewesen.

Das für Samstag geplante Skispringen des Damen-Weltcups in Braunlage im Harz wurde wegen des extremen Winterwetters abgesagt. Auf dem knapp 1000 Meter hohen Wurmberg gebe es Orkanböen bis Windstärke 10, teilte der ausrichtende Wintersportverein Braunlage am Vormittag mit. Die Gefahr für die Sportlerinnen sei zu groß.

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