Kriminalität:Meistgesuchter Drogenboss Kolumbiens festgenommen

Kriminalität: Dairo Úsuga wurde nach seiner Festnahme durch kolumbianische Sicherheitskräfte mit einem Hubschrauber nach Bogotá gebracht.

Dairo Úsuga wurde nach seiner Festnahme durch kolumbianische Sicherheitskräfte mit einem Hubschrauber nach Bogotá gebracht.

(Foto: HANDOUT/AFP)

Neben Drogenhandel werden Dairo Úsuga alias "Otoniel" auch Mord, illegaler Bergbau und Schutzgelderpressung vorgeworfen. Kolumbiens Präsident Duque vergleicht die Festnahme Úsagas mit dem Fall Pablo Escobar.

Kolumbianische Sicherheitskräfte haben Dairo Antonio Úsuga alias "Otoniel", den obersten Chef des kolumbianischen Drogenkartells "Clan del Golfo" (Golf-Clan) und einen der mächtigsten Drogenhändler des südamerikanischen Landes, gefasst. "Es ist der entscheidendste Schlag, der dem Drogenhandel in diesem Jahrhundert versetzt wurde", sagte der kolumbianische Präsident Iván Duque in einer Pressekonferenz am Samstag (Ortszeit).

Duque verglich die Festnahme Úsuga mit dem Fall von Pablo Escobar in den 1990er-Jahren. Der legendäre Drogenbaron starb 1993 bei einem Polizeieinsatz über den Dächern von Medellín. Die an der Festnahme Úsuga beteiligten Sicherheitskräfte waren deutlich stolz auf ihren Erfolg. Auf Fotos ist zu sehen, wie sie in dem Hubschrauber, mit dem der Drogenboss nach seiner Festnahme nach Bogotá gebracht wurde, Selfies mit dem Verhafteten machen.

Dairo Antonio Usuga David, alias 'Otoniel', top leader of the Gulf clan, poses for a photo while  escorted by Colombian military soldiers inside a helicopter after being captured, in Turbo

An der Festnahme beteiligte Sicherheitskräfte machen Selfies mit dem verhafteten Drogenboss.

(Foto: COLOMBIAN DEFENSE MINISTRY/via REUTERS)

Úsaga, besser bekannt als "Otoniel", wurde in seinem Dschungel-Versteck in der Region Uraba im Nordwesten des Landes festgesetzt, in Handschellen der Öffentlichkeit vorgeführt und mit einem Hubschrauber nach Bogotá gebracht. "'Otoniel' war der am meisten gefürchtete Drogenboss der Welt, ein Mörder von Polizisten, Soldaten und örtlichen Aktivisten und hat Kinder angeworben", sagte der kolumbianische Präsident Duque weiter bei der Pressekonferenz. Seine Festnahme bedeute das Ende des Golf-Clans. Zugleich rief Duque, ein Hardliner, die verbliebenen Mitglieder auf, sich entweder zu stellen oder "das volle Gewicht des Gesetzes" zu verspüren.

Úsuga wurde nach fast zehn Jahren, in denen er sich gejagt unter anderem von einer Spezialeinheit der Sicherheitskräfte zwischen Luxusleben und ständigen Ortswechseln bewegte und dabei oftmals im Dschungel aufhielt, gefasst. An der Operation "Osiris", die letztlich zu seiner Festnahme führte, waren mehr als 500 Angehörige von Militär, Polizei und Staatsanwaltschaft Kolumbiens sowie die USA und Großbritannien mit Informationen beteiligt. Für Hinweise, die zu seinem Aufenthaltsort und seiner Ergreifung führen, waren in Kolumbien bis zu drei Milliarden Pesos, umgerechnet 700 000 Euro, ausgesetzt gewesen. Die US-Regierung hatte dafür fünf Millionen Dollar geboten.

Neben Drogenhandel werden Úsuga auch illegaler Bergbau, Schutzgelderpressung und Mord vorgeworfen

Dem 50-Jährigen werden neben Drogenhandel auch Mord, Erpressung, Entführung, Verschwörung und die Rekrutierung Minderjähriger vorgeworfen. Gegen ihn liegen laut Duque Auslieferungsanträge vor. Sein "Clan del Golfo", hervorgegangen aus rechtsgerichteten Paramilitärs, gilt als eine der stärksten Drogenorganisationen Kolumbiens, auf deren Konto der tonnenweise Schmuggel vor allem von Kokain nach Mittel- und Nordamerika geht. Zudem ist er in illegalen Bergbau und Schutzgelderpressung verwickelt und für zahlreiche Morde und Vertreibungen verantwortlich.

Kolumbien litt mehr als 50 Jahre unter einem Bürgerkrieg zwischen Streitkräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs. Mehr als 220 000 Menschen kamen ums Leben, Millionen wurden innerhalb Kolumbiens vertrieben. Die größte Rebellen-Organisation Farc schloss 2016 einen Friedensvertrag mit der Regierung. Die Sicherheitslage in dem südamerikanischen Land hat sich seitdem verbessert. Aber der Frieden ist fünf Jahre nach dem Abkommen brüchig: Die kleinere Guerillagruppe ELN ist noch immer aktiv; auch Tausende ehemalige Farc-Kämpfer und Verbrechersyndikate wie der Golf-Clan, die in das entstandene Vakuum vorgestoßen sind, liefern sich bewaffnete Kämpfe untereinander, mit Polizei und Streitkräften.

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