Dänische Polit-Posse:Dänemarks erste Spinnenfrau

Die Gattin des Nato-Generalsekretärs zieht in den Fernseh-Kerker von Fort Boyard.

Gunnar Herrmann

Es klingt nach zweitklassigem Agentenroman. Frau und Tochter des Nato-Generalsekretärs werden auf eine entlegene Festung im Atlantik geflogen und dort zur Belustigung der Massen zusammen mit Reptilien und anderem Getier eingekerkert. Nur: Diese Geschichte ist nicht erfunden. Sie spielt in der bizarren, aber realen Welt der Fernsehunterhaltung.

Dänische Polit-Posse: Sie geht freiwillig in den Fernseh-Kerker. Anne-Mette Rasmussen mag Herausforderungen, wie sie selbst sagt.

Sie geht freiwillig in den Fernseh-Kerker. Anne-Mette Rasmussen mag Herausforderungen, wie sie selbst sagt.

(Foto: Foto: Reuters)

Im Herbst wird das dänische Publikum Anne-Mette Rasmussen, der Frau des designierten Nato-Chefs Anders Fogh Rasmussen, beim Wettkampf in der Festung "Fort Boyard" zusehen können. Im Team mit ihrer Tochter Christina und zwei eher unbekannten C-Promis aus Dänemark wird die Politikergattin in der Show "Fangerne på Fortet" ("Gefangene der Festung") versuchen, den Jackpot zu gewinnen.

Nach dem TV-Tanzwettbewerb kommt jetzt der Kerker

Frau Rasmussen ist den Fernsehzuschauern in ihrer Heimat wohlbekannt. Und zwar nicht wegen ihres Mannes, der früher dänischer Regierungschef war und zum 1. August die Leitung der Nato übernimmt. An seiner Seite hielt sich Anne-Mette Rasmussen stets dezent im Hintergrund; bis vor kurzem arbeitete sie noch unauffällig als Kindergärtnerin. Ins Rampenlicht wagte sich die 50-Jährige dann im Alleingang. Ihren ersten großen Auftritt hatte sie vergangenen Herbst beim TV-Tanzwettbewerb "Vild med dans" ("Verrückt aufs Tanzen").

Mehrere Sendungen lang ließ sie sich von einem attraktiven jungen Mann zu Cha-Cha-Cha und Rumba durch die Luft wirbeln oder zum Tango übers Parkett schieben. Die Rhythmen waren heiß, Rasmussens Kleider oft sehr kurz. Als bei einem Spagat ihre Unterhosen im Fernsehen zu sehen waren, erhielt sie von einer Boulevardzeitung den Spitznamen "Frau Frech". Am Ende belegte Rasmussen bei "Vild med Dans" einen respektablen vierten Platz - damit hatte sie deutlich mehr Erfolg als die SPD-Politikerin Heide Simonis mit ihren unbeholfenen Tanzeinlagen in der Promi-Show "Let's Dance".

Gewinn wird für wohltätige Zwecke gespendet

Seit ihrem Coming-Out auf großer Bühne sucht Frau Rasmussen immer mal wieder das Scheinwerferlicht - einige Male trat sie auf Partys als Tänzerin auf, gegen Bezahlung, versteht sich. Die Teilnahme im Fernsehkerker erscheint da wie die logische Fortsetzung einer späten Karriere. Die Spielshow, bei der die Kandidaten Kletterparcours bewältigen und ihren Ekel vor Ungeziefer bezwingen müssen, war früher sehr populär in Dänemark.

Im Herbst soll sie nun nach einigen Jahren Pause neu aufgelegt werden. Sie habe vor allem mitgemacht, weil der Gewinn am Ende für wohltätige Zwecke gespendet wird, teilte Rasmussen mit. "Und ich mag tatsächlich Herausforderungen." Die Dreharbeiten auf der französischen Festung in der Biskaya sind inzwischen abgeschlossen.

Welche Herausforderungen sie in den Kerkern von Fort Boyard meistern musste, wollte sie nicht verraten. Nur so viel: "Ich fürchte mich weder vor Schlangen noch vor Spinnen." Nur ein Problem hat die unerschrockene Dänin nicht im Griff: Sie leidet angeblich unter Höhenangst.

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