SZ-Kolumne "Bester Dinge":Spätes Wiedersehen

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(Foto: Odense Bys Museer)

Die Inzidenzzahlen sinken, viele Verwandte dürfen sich endlich wieder näherkommen. Zum Beispiel zwei Wikingerskelette 1000 Jahre nach ihrem Tod.

Von Felicia Klinger

Oft sind es die liebsten Verwandten, die man am seltensten sieht. Weil sie weit weg wohnen. Oder weil Corona-Regeln Besuche verhindern. Aber nicht nur Blut ist dicker als Wasser, auch Knochen sind es. Das legt das Schicksal zweier Wikinger nahe.

2005 hatten Archäologen die Gebeine des einen in einem Massengrab bei Oxford gefunden. Drei Jahre später fand man auf der anderen Seite der Nordsee, auf der dänischen Insel Fünen, den anderen in einem Grab. 1000 Jahre nach dem Tod der beiden Männer fanden Forensiker vor Kurzem mithilfe von DNA-Analysen heraus, dass die beiden Verwandte zweiten Grades waren, also Halbbrüder oder Onkel und Neffe, wie das dänische Nationalmuseum nun mitteilte.

Die Knochen verraten zwar nicht, ob sie Lieblingsverwandte waren, aber doch so Einiges: Der dänische Insulaner war ein stattlicher Mann von 1,82 Metern, dessen Arbeit als Bauer ihm zunehmend schwergefallen sein dürfte: Er litt vermutlich unter Tuberkulose und Arthritis. Womöglich starb er daran im Alter von 50 Jahren. Sein Verwandter aus Oxford wurde nur etwa 20 Jahre alt. Vermutlich kam er bei einer Schlacht mit dem Heer des englischen Königs Æthelred II. im Jahr 1002 ums Leben. An seinem Kopf fanden die Archäologen neun Schwertverletzungen, in seinem Rücken müssen mehrere Pfeile gesteckt haben.

Doch nun wird den beiden ein spätes Glück zuteil: Dank Familienzusammenführung des Nationalmuseums sind sie wieder vereint und liegen nebeneinander in zwei Vitrinen. Besser könnten sie nicht in die Zeit passen: Auch pandemiegetrennte Verwandte dürfen sich nun endlich wieder näherkommen - meistens sogar ohne Pfeile im Rücken.

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