Süddeutsche Zeitung

Dänemark:Krawalle in der Kommune Christiana

In der Kopenhagener Kommune Christiana ist es zu gewaltsamen Ausschreitungen gekommen. Fast 300 Demonstranten lieferten sich eine Straßenschlacht mit der Polizei, errichteten Barrikaden und legten Feuer. Etwa 60 Menschen wurden festgenommen, die Polizei setzte Tränengas ein.

Bei nächtlichen Krawallen mit Barrikadenbau und ausgebrannten Autos vor der Kopenhagener Alternativ-Kommune Christiania hat die dänische Polizei in der Nacht zum Dienstag knapp 60 junge Leute festgenommen.

Wie anschließend mitgeteilt wurde, sollten fünf von ihnen einem Haftrichter vorgeführt werden. Weiter hieß es, bei den Straßenkämpfen hätten sich Autonome aus dem Umkreis des Anfang März hart umkämpften und am Ende abgerissenen Kopenhagener Jugendhauses "Ungdomshuset" mit kriminellen Haschischhändlern aus dem "Freistaat Christiania" zusammengetan.

Auslöser der erneuten Unruhen war der von den Behörden erstmals zwangsweise durchgeführte Abriss eines Hauses in Christiania. Auf dem seit 1971 besetzt gehaltenen Kasernengelände fünf Minuten von Dänemarks Parlament und im Herzen von Kopenhagen leben etwa 800 Bewohner, die mit der Regierung im Streit über den juristischen Status ihres "Freistaates" liegen.

Polizeichef Per Larsen sagte in der Zeitung Jyllands-Posten über Hintergründe für die Krawalle: "Für die schwarzgekleideten Autonomen ist der Kampf um die Bewahrung von Christiania eine politische Angelegenheit. Für die Haschischhändler geht es um Geld." Auch Sprecher von Christiania-Bewohnergruppen äußerten sich kritisch über die Gewaltanwendung durch Außenstehende.

Sie kritisierten aber auch den zwangsweisen Abriss des Holzhauses "Zigarrenkiste", das am Dienstag provisorisch neu errichtet wurde. Der dänische Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen will in Christiania die Anwendung der sonst üblichen Bau- und Vergabebestimmungen für Wohnraum durchsetzen. Bisher entscheiden die Anwohner darüber autonom.

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