Süddeutsche Zeitung

Urlaub im Norden:Besondere Beziehungen zu dänischen Bettenlagern

Viele Deutsche träumen vom dänischen Ferienhaus. Ein Gesetz soll nun jedoch dafür sorgen, dass Ausländer nur in Ausnahmefällen zum Zug kommen.

Von Kai Strittmatter

Dänemark war immer ein Lieblingsland der deutschen Urlauber. Vor allem die Westküste Jütlands hat es vielen angetan: Dünen, endlose Strände, wilde Nordsee. Nun, da die Sommer brüllend heiß werden, scheint die Liebe zum vergleichsweise kühlen Norden noch zu wachsen: Der Klimawandel treibe Jahr für Jahr mehr Mittel- und Südeuropäer in die nordischen Länder, sagte Jørgen Eivind Olesen, Professor an der Universität Aarhus, dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk Dänemarks DR. Und immer mehr würden hier gerne ein Sommerhäuschen kaufen. Das Problem dabei: Das geht eigentlich nicht, wegen eines Gesetzes von 1959, um das immer wieder gestritten wird, das die meisten dänischen Politiker aber mit Hingabe verteidigen.

Das sechs Jahrzehnte alte Gesetz verbietet den Verkauf von Ferienhäusern an Ausländer, den Dänen war es 1973 bei ihrem Beitritt zur EU so wichtig, dass sie es in den Beitrittsverhandlungen als Sonderregelung durchsetzten. In der öffentlichen Debatte ist immer wieder zu hören, man wolle dadurch die Preise erschwinglich halten und unbewohnte Geistersiedlungen verhindern, aber von Anfang an schwang die Angst mit vor einem Ausverkauf der schönsten Landstriche an die zahlungskräftigen und zahlenmäßig so übermächtigen Nachbarn im Süden - an die Deutschen also.

Der konservative Abgeordnete und spätere Wirtschaftsminister Rasmus Jarlov etwa erklärte 2016, die Regel sei "Schutz vor einer Entvölkerung und vor einer Germanisierung der jütländischen Westküste". Die Debatte 2016 war entbrannt auf einen Antrag der Liberalen Allianz hin, die darauf hinwies, dass Dänen ja auch in Italien, Frankreich oder Spanien Ferienhäuser kaufen dürften. Das Kaufverbot, so eine Sprecherin der Partei damals, sei "merkwürdig und heuchlerisch". Mehrheitsmeinung ist das nicht in Dänemark: Das Parlament schmetterte den Antrag auf eine Abschaffung des alten Gesetzes mit 92 zu 15 Stimmen ab.

Nun gibt es allerdings seit jeher eine Ausnahmeklausel: Wer eine "besonders starke Beziehung" zu Dänemark nachweisen kann, der darf doch kaufen. Dänische Verwandtschaft ist ebenso ein Pluspunkt wie gute Kenntnisse des Dänischen. Die Genehmigung erhält in der Regel auch, wer nachweisen kann, dass er in den letzten 25 Jahren jedes Jahr Urlaub gemacht hat in Dänemark.

Vor allem Norweger und Deutsche hätten gerne Sommerhäuser in Dänemark

In der Vergangenheit erteilten die Behörden aber nie mehr als ein paar Dutzend Ausnahmegenehmigungen pro Jahr, im Jahr 2007 etwa waren es 54. Die Zahl schnellte in den letzten Jahren allerdings nach oben: 2018 wurde schon 374 ausländischen Parteien der Kauf eines Sommerhauses genehmigt, die Käufer waren zuletzt offenbar zumeist Norweger und Deutsche. Der Anstieg ist dabei dem Sender DR zufolge nicht auf eine laxere Haltung der Behörden zurückzuführen, sondern auf einen immer stärkeren Andrang von Kaufwilligen.

Und obwohl die Zahl noch immer klein erscheinen mag, macht der starke Anstieg einige Politiker schon wieder nervös. DR gegenüber forderte nun Peter Skaarup, einer der Sprecher der Dänischen Volkspartei DF, das sofortige Eingreifen der Regierung: Die Zahl ausländischer Käufer müsse gedeckelt werden, und zwar auf "sehr niedrigem" Niveau. Mit der Haltung steht die rechtspopulistische DF übrigens keineswegs alleine da. Auch Jeppe Bruus, Sprecher für Rechtsfragen bei den regierenden Sozialdemokraten, nannte die neuen Zahlen "besorgniserregend". Man werde die Entwicklung jetzt "genau verfolgen": Es sei wichtig, so Bruus, "dass im Grundsatz die Regel weiterhin gilt, dass Ausländer in Dänemark kein Ferienhaus kaufen dürfen".

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SZ vom 08.08.2019
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