Dänemark:Das große Grinsen

In Dänemark klären Smileys über Missstände bei der Hygiene auf. Dort und in anderen Ländern funktioniert das Kontrollsystem gut.

Von Silke Bigalke und Katrin Langhans

Das System ist denkbar einfach: Grinst der Smiley, war alles gut, lacht er verhalten gab es kleinere Mängel. Und lässt der Smiley traurig die Mundwinkel hängen, ging es in der Bäckerei, der Metzgerei oder dem Restaurant schäbig zu - so schäbig, dass eine Geldstrafe fällig war oder Kontrolleure gar die Polizei informiert oder die Lizenz entzogen haben. Seit 2001 hängen in allen dänischen Restaurants, Imbissbuden und Lebensmittelgeschäften glückliche, weniger glückliche und traurige Smileys. Die Inhaber müssen den Prüfbericht so platzieren, dass die Besucher ihn bereits von draußen sehen können, meist hängt er in Fenstern oder in der Eingangstür.

Auf der Internetseite der Lebensmittelbehörde können Dänen gezielt nach den letzten vier Smiley-Berichten einzelner Geschäfte suchen - oder nach allen Ergebnissen aus ihrem Viertel. Sie können sich die Hygiene-Sünder rausfiltern oder sich gezielt die Betriebe mit den besten Ergebnissen anzeigen lassen.

Auch andere Länder in Europa setzen auf Transparenz: In Frankreich gibt es seit April 2017 eine Internetseite, die mit fröhlichen und zerknirschten Gesichtern über Hygienemängel aufklärt. In Großbritannien informiert eine fünfstufige Skala über die Kontrollergebnisse.

Und in Deutschland? Das Bundeslandwirtschaftsministerium teilt auf Anfrage mit, man plane kein vergleichbares System. Einen derartigen Vorstoß hat es bisher nur auf Landesebene gegeben: Nordrhein-Westfalen hat im Februar eine Hygieneampel beschlossen. Zu der wird es aber wohl doch nicht kommen. Die neue Regierung unter CDU und FDP hat sich jüngst im Koalitionsvertrag darauf geeinigt, die Ampel wieder abzuschaffen.

88 Prozent hielten die Smileys für eine gute Idee

Das Beispiel Dänemark zeigt indes, dass ein transparentes Kontrollsystem die Betriebshygiene verbessert. In den ersten Jahren ist der Anteil der Unternehmen, die einen glücklichen Smiley erhielten von 74,9 Prozent in 2003 auf 86,5 in 2010 gestiegen. "Diese Verbesserung ist sicher teilweise auf das Smiley-System zurückzuführen", sagt Kenny Larsen, der auf Behördenseite das Smiley-System betreut. In den letzten Jahren sei der Anteil trauriger Smileys allerdings wieder leicht gestiegen. Larsen führt das auf das neue Kontrollsystem zurück: Hygiene-Sünder würden häufiger überprüft, unauffällige Unternehmen seltener. Restaurants, die einen weinenden Smiley aufhängen müssen, werden meist innerhalb von zwei Monaten erneut geprüft. Die Nachkontrolle erfolge auf eigene Kosten, sagt Larsen.

Bevor Dänemark die Smileys 2001 einführte, machten sich viele Unternehmen Sorgen, dass sie an einer Art Pranger gestellt werden würden und einen traurigen Smiley nicht überstehen würden. In den ersten Jahren befragte die Lebensmittelbehörde die Betriebe immer wieder zum neuen System, zuletzt 2007. Damals hielten bereits 88 Prozent der Befragten die Smileys für eine gute Idee. Selbst unter den Unternehmen, die bei den Kontrollen schlecht abgeschnitten hatten, fanden 71 Prozent das Urteil gerechtfertigt. Für die Konsumenten funktioniert das System ohnehin: In der Umfragen von 2013 sagten 100 Prozent, dass sie das Smiley-System kennen und 90 Prozent, dass sie den Kontrollen vertrauten.

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