Süddeutsche Zeitung

Stilkritik Taschenbillard:Was sucht Ronaldo in seiner Hose?

Der Portugiese kramt während des Vorrundenspiels gegen Ghana sekundenlang mit der Hand in heiklen Zonen. Das geht so nicht!

Glosse von Martin Zips

Auch in unserer toleranten, mitfühlenden, stets um Respekt und Anstand bemühten Gesellschaft gibt es freilich Grenzen: Zum Beispiel Männer, die in aller Öffentlichkeit mit ihrer Hand in der Hose kramen.

Das ist widerlich, fleischlich abstoßend, sexistisch - und sollte daher hart bestraft werden. Männerhände gehören an die Körperseite, nur in Ausnahmesituationen darf man sich damit vielleicht auch mal den Mund zuhalten oder so. Alles andere muss, sofern es nicht in den eigenen vier Wänden passiert, wirklich gut überlegt sein. Der vereinslose Fußballspieler Cristiano Ronaldo etwa hat gerade während eines weltweit von Millionen interessierten Zuschauern verfolgten Wettkampfs sekundenlang mit der Hand in der Hose gewühlt. Dort suchte er offenbar nach einem Bonbon, Kaugummi oder einem anderen Stimulans, welches er sich anschließend in den Mund steckte.

Mit dieser schockierenden Geste verlässt Ronaldo jeden guten Geschmack. Ebenso, wie es einst sein Kollege Podolski tat, als er eine ähnlich kritische Bewegung seines Trainers Löw mit den Worten rechtfertigte: "Ich denke, 80 Prozent von euch und auch ich kraulen sich mal an den Eiern." So geht das nicht!

ALLE Live-Übertragungen sollten künftig mit einem Warnhinweis versehen werden. Sportverbände wiederum sollten sich darauf konzentrieren, neue, zeitgemäßere Formen der Nutzbekleidung zuzulassen. Hätte Ronaldo sein Lutschmaterial während des Vorrundenspiels Portugal gegen Ghana zum Beispiel unter einer Armbinde hervorgekramt - wir hätten in unserer kleinen Stilkritik jetzt überhaupt nichts zu beanstanden gehabt.

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