Schettino äußert sich vor Gericht
Es ist das erste Mal, dass sich Franceso Schettino vor Gericht äußert, es ist der vorläufige Höhepunkt im Prozess gegen den Ex-Kapitän der Costa Concordia. Der 54-Jährige erscheint im grauen Anzug und mit Sonnenbrille im Gerichtssaal in Grosseto. Er möchte bei der live im Fernsehen übertragenen Verhandlung nicht direkt gefilmt werden.
Zweieinhalb Jahre ist es mittlerweile her, dass das Schiff, auf dem Schettino einst Kapitän war, vor der italienischen Insel Giglio auf einen Felsen aufgelaufen und gesunken ist. 32 der mehr als 4000 Menschen an Bord starben. Schettino hatte das Kreuzfahrtschiff vor vielen anderen verlassen. Ein eklatanter Verstoß gegen die goldene Regel der Seefahrt, nach der der Kapitän das Schiff als letzter verlässt. Und, so sieht es jedenfalls die Staatsanwaltschaft in Grosseto, auch ein eklatanter Verstoß gegen geltende Gesetze: Fahrlässige Tötung in mehreren Fällen, Verursachung von Umweltschäden und Verlassen eines Schiffs in Seenot - das sind die Anklagepunkte, deretwegen gegen Schettino verhandelt wird. Ihm drohen bis zu 25 Jahre Haft.
Costa Concordia:Unglückskapitän Schettino hält Vortrag über "Panik-Management"
Er steht vor Gericht, weil er die havarierte "Costa Concordia" verließ, als noch Passagiere an Bord waren. Jetzt hat Ex-Kapitän Schettino einen Univortrag gehalten - ausgerechnet über Panik-Management. Die Empörung in Italien ist gewaltig.
Mehrfach zuvor hatte Schettino bereits über seinen Anwälte mitteilen lassen, dass er sich nicht als Hauptverantwortlicher für die Katastrophe sieht. Schuld seien allein seine Offiziere, die falsch auf Befehle reagiert hätten. Auch jetzt, in seiner Aussage vor Gericht, versucht sich Schettino für sein damaliges Verhalten zu rechtfertigen.
Kommerzielle Gründe für das riskante Manöver
Er habe "gewissermaßen drei Fliegen mit einer Klappe schlagen wollen", wird Schettino in der italienischen Zeitung Corriere della Sera zitiert. Die Tatsache, dass die Concordia so nahe an die Insel Giglio gefahren sei, habe zum einen kommerzielle Gründe gehabt. Damit habe man die Erwartungen vieler Passagiere erfüllen wollen. Zudem habe er zwei Menschen an Bord einen Gefallen tun wollen: dem Küchenchef des Schiffes, der von der Insel stammt und einem ehemaligen Vorgesetzten.
Schettino war 2012 nach eigener Darstellung in ein Rettungsboot gefallen und dann an Land geblieben, um von dort aus die Rettungsarbeiten zu koordinieren. Der Prozess läuft bereits seit Sommer 2013, war aber immer wieder unterbrochen worden. Das Wrack der Costa Concordia wurde im Juli zum Verschrotten nach Genua geschleppt.