Die Passagiere der havarierten Costa Concordia sind nach Angaben eines Crew-Mitglieds daran gehindert worden, in die Rettungsboote zu klettern. Direkt nach dem Unglück seien die Menschen an Bord des Kreuzfahrtschiffes zurückgehalten worden, sagte die Frau am Montag vor Gericht im toskanischen Grosseto.
"Passagiere wollten in die Rettungsboote klettern, sie wurden weggestoßen, aber wir hatten keine Anordnung und konnten sie nicht hereinlassen", sagte sie der Nachrichtenagentur Ansa zufolge.
Die Zeugin betonte, sie habe die Anweisung bekommen, den Passagieren zu sagen, alles sei in Ordnung und das Schiff habe nur einen Stromausfall. "Meine Aufgabe war es, die Passagiere zu beruhigen", sagte die Frau unter Tränen. Ein weiterer Zeuge betonte später, dieses Vorgehen sei mit Kapitän Francesco Schettino abgestimmt gewesen.
Für die Havarie im Januar 2012 muss sich seit Juli Schettino vor Gericht verantworten. Ihm werden unter anderem mehrfache fahrlässige Tötung und Körperverletzung vorgeworfen. Zudem soll er die Evakuierung des Schiffes verzögert und nach der Havarie zu spät Alarm ausgelöst zu haben.
Vor zwei Wochen war während des Prozesses die Aussage eines Maschinenoffiziers vorgespielt worden. Demnach hätte Schettino nach der Havarie den Ernst der Lage zunächst nicht erkannt. "Sie haben aus dem Maschinenraum an die Brücke gemeldet: 'Kapitän, es ist alles überflutet hier.' (...) Aber er hat die Situation nicht verstanden", hatte der Maschinen-Offizier in einem Telefongespräch mit einem Freund wenige Tage nach dem Unglück gesagt.
Bei dem Unglück der Costa Concordia starben mit 32 Menschen. Insgesamt waren mehr als 4200 Menschen an Bord des Kreuzfahrtschiffes.