Verteidigung weist Vorwürfe zurück
An diesem Abend im Januar 2012, an dem 32 Menschen starben, habe sich der Kapitän Francesco Schettino feige verhalten. Er habe sein Schiff, die Costa Concordia, nach der Havarie verlassen und auch sonst eine Reihe Fehler gemacht - so sieht es die Anklage. An harschen Worten hat die Staatsanwaltschaft im Prozess gegen Schettino nicht gespart, ihn nicht nur einen Feigling, sondern auch einen Idioten und einen Lügner genannt.
Diese Vorwürfe hat die Verteidigung nun mit scharfen Worten zurückgewiesen. Schettino sei weder ein "Luftikus" noch ein "Irrer", sagten seine Anwälte. Der Kapitän habe das Schiff nicht vor der Insel Giglio angehalten, um seine damalige Geliebte "das Dessert genießen zu lassen", oder um als "Pirat" die Insel Giglio zu überfallen, sagte sein Anwalt Donato Laino. Auch sei Schettino kein "Irrer, der auf dem Meer Felsen zum Umschiffen sucht". Es war der erste Tag der Plädoyers der Verteidigung, seit eineinhalb Jahren läuft der Prozess im toskanischen Grosseto. Schettino steht unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung vor Gericht.
Schettino sei als einziger Schuldiger "ghettoisiert" worden
Die Costa Concordia war vor drei Jahren vor der italienischen Insel Giglio auf einen Felsen gefahren und gekentert. Unmittelbar vor dem Unglück war der Kapitän mit der Moldauerin Domnica Cemortan beim Abendessen. Die Anklage konzentriere sich nur auf Schettino, kritisierte Verteidiger Laino der Nachrichtenagentur Ansa zufolge weiter. Er sei als einziger Schuldiger "ghettoisiert" worden. Laino zeichnete nach, wie Schettino seiner Meinung nach von den Medien und der Staatsanwaltschaft von Anfang an als Sündenbock abgestempelt worden sei. Andere Beschuldigte dagegen seien mit außergerichtlichen Einigungen "belohnt" worden. Die Staatsanwaltschaft sei nur auf Applaus aus, sagte Laino der italienischen Tageszeitung La Repubblica zufolge.
Costa-Concordia-Kapitän Schettino:Staatsanwaltschaft fordert mehr als 26 Jahre Haft
Er rettete sich selbst und ließ die Passagiere im Chaos zurück: Feige hat sich Kapitän Schettino nach Ansicht der Staatsanwaltschaft nach der Havarie der "Costa Concordia" verhalten. Nun fordern die Ankläger eine lange Haftstrafe.
Zum Vorwurf, Schettino habe den Alarm zu spät ausgelöst, sagte der Anwalt: "Kapitän Schettino war nicht tatenlos am Telefon (...). Er hat versucht, zu verstehen, was zu tun ist. Er hat bis zuletzt gewartet, denn mehr als 4000 Menschen ins Wasser zu bringen, war die gefährlichste Sache in diesem Moment. Das Schiff ist immer das sicherste Rettungsboot." Das stellte sich jedoch als fataler Fehler heraus: Viele Menschen starben elendig an Bord des Kreuzfahrtschiffes, weil es keine Rettungsboote gab. Die Evakuierung verlief chaotisch.
Die Staatsanwaltschaft hat 26 Jahre und 3 Monate Gefängnis für Schettino gefordert. Das Plädoyer der Verteidigung geht am Freitag weiter. Danach hat die Anklage noch einmal die Gelegenheit, darauf zu reagieren. Erst dann könnte das Urteil fallen. Es gilt als wahrscheinlich, dass Schettino in Berufung gehen wird, wenn er zu einer langen Haftstrafe verurteilt wird.