Costa-Concordia-Kapitän Schettino:"Auf dem Schiff bin ich der erste nach Gott"

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Costa-Condordia-Kapitän Francesco Schettino hat auch am zweiten Tag vor Gericht alle Schuld von sich gewiesen. (Foto: dpa)
  • Costa-Corcordia-Kapitän Schettino weist auch am zweiten Tag seiner Befragung vor Gericht jede Schuld am Unglück des Kreuzfahrtschiffes von sich.
  • Auf dem Schiff sei er als Kommandant zwar "der erste nach Gott". Trotzdem hätten insbesondere seine Stellvertreter auf der Brücke entscheidende Fehler gemacht.

Schettinos provokante Aussagen

Es ist der zweite Tag, an dem Francesco Schettino vor Gericht aussagen soll. Es geht darum, die Ereignisse in der Nacht des 3. Januar 2012 zu rekonstruieren - jenem Abend, an dem vor der toskanischen Küste 32 Menschen den Tod fanden, weil sie aus der gekenterten Costa Concordia nicht mehr rechtzeitig entkamen.

In der Verhandlung in Grosseto wiederholt sich das, was bereits am Vortag abzusehen war: Schettino redet sich raus, weist jede Verantwortung von sich und rechtfertigt sein Handeln in jener Nacht als angemessen. Zusätzlich provoziert er mit seinen Aussagen. Auf dem Schiff "bin ich als Kommandant der erste nach Gott", sagte Schettino am Mittwoch.

Ex-Kapitän gibt an, er habe eine Panik verhindern wollen

Nach der Havarie des Kreuzfahrtschiffes habe er nicht sofort Alarm ausgelöst, um das Schiff noch möglichst nah an die Insel heranzusteuern. "Sonst wären die Leute ins Meer gesprungen, als die Concordia nach dem Aufprall noch auf hoher See war", sagte der 54-Jährige der Nachrichtenagentur Ansa zufolge.

Zudem habe er mit der verspäteten Räumung des havarierten Kreuzfahrtschiffs sogar Menschenleben gerettet. Er habe dem Schiffspersonal Anweisungen gegeben, die Passagiere zu beruhigen. "Ich habe eine Panik befürchtet", sagte Schettino, der sich seit Sommer vergangenen Jahres als einziger Angeklagter für das Unglück vor Gericht verantworten muss. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm fahrlässige Tötung in mehreren Fällen, Verursachung von Umweltschäden und Verlassen eines Schiffs in Seenot vor - im Falle eines Schuldspruchs drohen ihm bis zu 25 Jahre Haft.

"Costa-Concordia"-Kapitän vor Gericht
:Schettino redet sich raus

Er habe nur anderen Leuten und den Touristen an Bord einen Gefallen tun wollen: Francesco Schettino, Ex-Kapitän der "Costa Concordia", weist vor Gericht alle Schuld an dem verheerenden Unglück von sich.

Video zeigt Schettino wartend an Bord

Schettino hatte die Costa Concordia in einem Rettungsboot verlassen, obwohl noch Menschen an Bord waren. Aus dem Funkgespräch mit dem wütenden Leiter der Küstenwache ging hervor, dass er sich später weigerte, auf das sinkende Schiffs zurückzukehren und sich seiner Verantwortung als Kapitän zu stellen. Er gab damals an, in das Rettungsboot gefallen und dann an Land geblieben zu sein, um von dort aus die Rettungsarbeiten zu koordinieren. Am Dienstag tauchte jedoch ein Video auf, dass zeigt, wie Schettino, in Anzug bekleidet, auf dem Außendeck offensichtlich auf ein Rettungsboot wartet.

Schettino wird vorgeworfen, die gefährliche Kursänderung vorgenommen zu haben, um den Passagieren ein Spektakel zu bieten und Beobachter auf der Insel zu grüßen. Dies hat er vor Gericht auch grundsätzlich bestätigt. Allerdings betonte Schettino, dass er erst etwa 15 Minuten vor dem Unglück aus dem Restaurant auf die Brücke zurückgekommen sei und bis zu diesem Zeitpunkt sein Stellvertreter das Kommando gehabt habe.

Zweifel an der Schiffscrew

Als er wieder das Kommando übernommen habe, sei er davon ausgegangen, dass sich das Schiff eine halbe Seemeile vor Giglio auf sicherem Kurs befinde. "Wenn die Mannschaft Zweifel daran gehabt hätte, hätte sie mir das sagen müssen", sagte Schettino.

Die Vermutung, dass er eine Frau aus der Republik Moldau (Moldawien), mit der er zuvor zu Abend gegessen hatte, mit dem Manöver habe beeindrucken wollen, wies der frühere Kapitän zurück. Laut der Aussage eines Mitarbeiters des Schiffsbetreibers befand sich die Frau zum Unglückszeitpunkt auf der Brücke und bestätigte, ein Verhältnis mit Schettino gehabt zu haben.

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