Süddeutsche Zeitung

SZ-Serie "Ein Anruf bei ...":"Für die Leute kommt die Öffnung zu überstürzt"

Am Montagabend genehmigte NRW, dass Skilifte im Sauerland im Zuge der Corona-Lockerungen öffnen dürfen - ab Dienstagmorgen. Liftbetreiber Christoph Klante über eine angenehme Überraschung.

Von Max Sprick

Im Sauerland herrschte zunächst Unverständnis. Während im hessischen Wintersportort Willingen nach den jüngsten Lockerungen der Corona-Beschränkungen die Skilifte wieder öffnen durften, blieben sie im wenige Kilometer entfernten Winterberg geschlossen. Doch dann überraschte Nordrhein-Westfalens Landesregierung: Am Montag genehmigte sie die Öffnung der Skilifte ab Dienstag - mit entsprechendem Hygienekonzept. Im Skikarrussell, einem Zusammenschluss mehrerer Liftbetriebe, öffneten neun von 29 Liften. Christoph Klante betreibt fünf von ihnen.

SZ: Herr Klante, kam für Sie der Beschluss wirklich so plötzlich?

Christoph Klante: Wir wurden davon absolut überrascht! Morgens habe ich dem WDR noch anderslautende Interviews gegeben, gegen Mittag erfuhr ich, das Gesundheitsamt stehe mit der Kommune in engem Austausch, und nachmittags dann die Überraschung.

Ging Ihnen das zu schnell?

Uns nicht, aber der "Tagesschau" (lacht). Da hieß es um 20 Uhr noch, wir blieben im Gegensatz zu Willingen zu. Wir selbst waren im Grunde genommen den ganzen Winter im Standby-Modus und haben gewartet.

Und dann mussten Sie nur ein paar Knöpfe drücken, und schon waren die Pisten bereit?

Wir hatten nicht bis ins kleinste Detail geplant, waren aber vorbereitet. Gestern haben wir dann die komplette Mannschaft aus der Kurzarbeit geholt und die Pisten so weit abgesichert. Präpariert waren sie ohnehin. Wir mussten nur das ein oder andere EDV-Problem lösen.

Zur Person

Christoph Klante, 61, ist seit 1991 Skiliftbetreiber und für fünf der 29 im Skikarrussell Winterberg verbundenen Lifte zuständig. Er führt mit seiner Familie außerdem einen Skiverleih, ein Modehaus und einen Campingplatz im Wintersportort.

Liegt denn noch genügend Schnee? März ist ja reichlich spät für den Start der Skisaison.

Es schneit zwar im Moment, aber das ist nur leichter Deko-Schnee. Der Naturschnee, den wir hier Anfang Februar extrem hatten, ist weitestgehend geschmolzen. Wir bewegen uns im Wesentlichen auf künstlichem Schnee. Aber: Wir hatten sehr kalte Nächte, in denen dieser energieeffizient erzeugt werden konnte.

Dem Hygienekonzept zufolge müssen Gäste zwei Meter Abstand halten beim Anstehen am Lift. Klappt das?

Über den Vormittag hatten wir eine noch sehr überschaubare Zahl an Gästen hier. Für die Leute kommt die Öffnung zu überstürzt, das hatte ich auch so erwartet. Im ganzen Gebiet hatten wir vielleicht 150 Skifahrer. Da ließen sich Abstände problemlos einhalten.

Wie viele Menschen haben Sie sonst auf den Pisten?

Ohne Corona etliche Tausend. Jetzt haben wir 900 Tickets in den Online-Pool gestellt und schauen, wie sich das Ganze entwickelt.

In der Hoffnung, dass die Besucherzahlen steigen.

Natürlich, sonst können wir gleich wieder dichtmachen, der Aufwand lohnt sonst nicht. Aber, darf ich auch Sie mal etwas fragen?

Nur zu.

Wir stehen im Austausch mit unseren Kollegen in Willingen und natürlich anderen Skilift-Betreibern, auch in Bayern. Uns fehlt eigentlich nur, dass auch der Herr Söder aufsperren lässt. Haben Sie da vielleicht Hintergrund-Infos?

Leider nein. Im Zweifel brauchen aber Lockerungen in Bayern ja etwas länger ...

Das Wichtigste ist, dass die Infektionszahlen abnehmen und die Impfgeschwindigkeit zunimmt. Ich hoffe, wir laufen nicht Gefahr, wieder schließen zu müssen.

Waren Sie selbst heute schon auf der Piste?

Nur zu Fuß. Zum Wedeln fehlte mir bislang die Zeit - ich musste so viele Interviews geben.

Zur Person: Christoph Klante, 61, ist seit 1991 Skiliftbetreiber und für fünf der 29 im Skikarrussell Winterberg verbundenen Lifte zuständig. Er führt mit seiner Familie außerdem einen Skiverleih, ein Modehaus und einen Campingplatz im Wintersportort.

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