SZ-Kolumne "Alles Gute":Tanzen mit Hugh

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(Foto: Steffen Mackert)

Der Schauspieler Hugh Grant gilt eher als Körperclown, aber sein Tanz aus dem Film "Tatsächlich... Liebe" ist etwas Besonderes. In Großbritannien ist es derzeit angesagt, sich nach Grants Vorbild zur Musik zu bewegen - auch, weil die BBC den Tanz in den Nachrichten zeigt.

Von Cathrin Kahlweit

Es beginnt mit einem Wippen der Hüfte, geht über in ein leichtes Schwingen des Oberkörpers, dann tänzelt er im Rhythmus von "Jump (For my love)" von den Pointer Sisters rückwärts aus dem Schlafzimmer, vollzieht eine halbe Drehung, grooved mit weit ausgebreiteten Armen die Treppe in 10 Downing Street hinab und quer durch zwei Türrahmen, hüpft mit ausladenden Bewegungen durch einen Salon, dreht sich mit ausgestreckter Hand im Kreis - und stoppt. Eine Sekretärin starrt fassungslos. Hugh Grant hat viele ikonografische Momente in der Filmgeschichte geprägt. Aber sein funky dance als Premierminister in "Tatsächlich... Liebe" ist ganz, ganz groß.

Die Corona-Krise hat unzählige Ideen für Körperertüchtigung in den eigenen vier Wänden geboren. Youtube-Kanäle von Yoga-Lehrerinnen und Personal Coaches boomen. Aber bekanntlich sehnt sich der Mensch nach Glück, und Glücksgefühle stellen sich zwingend dann ein, wenn Bewegung mit Musik und Kreativität verbunden wird. Die vielen Tanzangebote im Netz sind dafür der beste Beweis. Die Royal Academy of Dance in London bietet zum Beispiel Ballett-Trainingskurse für daheim an. Sie sind - ungewöhnlich genug - abgestellt auf über 55-Jährige. Das großartige Motto: "You are never tutu old for ballet."

Hugh Grant gilt eher als Körperclown, auch wenn er als Schauspielschüler vermutlich Tanzunterricht hatte. Das ist aber nicht der Grund, warum er beim Dreh von "Tatsächlich... Liebe" eigentlich gegen die Nummer war. Er hat später erklärt, die Sache sei ihm peinlich gewesen, vor allem aber habe es ihn gestört, dass man nicht wisse, woher die Musik im ersten Stock von Downing Street kommt und warum man sie im Erdgeschoss immer noch so gut hört. Petitessen. Der ehemalige Box-Schwergewichtsweltmeister Joseph Parker aus Neuseeland hat sich jetzt Hugh Grant vorgenommen und seine Moves für die nachgemacht, die daheim isoliert sind. Der Bewegungsraum ist, weil sich sein Tanz durch eine durchschnittliche Wohnung mit Wäschekorb, Gasherd, Spielzeug und Kinderschaukel zieht, weniger ausladend, aber nicht weniger sexy.

Die BBC hat das Video in den vergangenen Tagen immer wieder in ihren Nachrichtensendungen gezeigt. Die Nachricht lautet: keep on grooving. Jetzt tanzen Tausende zum Soundtrack der Pointer Sisters durch ihre Häuser, bevor oder nachdem sie noch mal schnell "Tatsächlich... Liebe" geschaut haben, Glücksgefühle sind garantiert. Und der Sound aus der Box reicht super für eine Drei-Zimmer-Wohnung. Come on and jump, yeah, yeah.

In jeder Krise passiert auch Gutes, selbst wenn man es nicht immer auf den ersten Blick erkennen kann. In dieser Kolumne schreiben SZ-Redakteure täglich über die schönen, tröstlichen oder auch kuriosen kleinen Geschichten in diesen vom Coronavirus geplagten Zeiten. Alle Folgen unter sz.de/allesgute

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