SZ-Serie "Alles Gute":Erinnerungen für die Zukunft

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(Foto: Steffen Mackert)

Diese Tage und Wochen sind historisch. Museen fangen deswegen schon an, Gegenstände aus unserem veränderten Alltag zu sammeln

Von Vinzent-Vitus Leitgeb

Die ersten Zettel hingen schnell. Es gab in Österreich noch keine 300 bestätigten Covid-19-Infektionsfälle, doch einige Menschen hatten da schon verstanden, was bei anderen erst später ankam: Jetzt müssen wir zusammenhalten. "Sind Sie über 65 und brauchen Hilfe beim Einkaufen?" Solidarität aus Papier und Klebeband.

Vielleicht sind es auch diese Zettel, auf die man in einigen Jahren oder Jahrzehnten zurückblickt, wenn man an die Corona-Krise denkt. Davon ist jedenfalls das "Wien Museum" überzeugt. Das hat gerade erst alle Wienerinnen und Wiener dazu aufgerufen, an einer Corona-Sammlung mitzuwirken. Jeder kann Fotos von Dingen schicken, die den neuen Alltag begleiten.

Die zeigen, wie sich das Leben in der Stadt verändert hat. Es gibt ja noch so viel mehr als die Zettel: die Atemmasken, die sich viele Menschen gerade nähen, die selbstgemalten Stundenpläne, die Eltern ihren Kindern gerade für den ungeplanten Unterricht daheim basteln, die Banner, auf denen steht: "Alles wird gut", die an Fenstern hängen. Die Videos von Menschen, die dem Personal in Krankenhäusern und Supermärkten applaudieren.

Alles Objekte, die unser Leben in der Zeit von Corona symbolisieren. Die es so früher nicht gab, oder die in Selbstisolation eine ganz neue Bedeutung erreicht haben. Und das hat nicht nur das Wien Museum erkannt: "Coronarchiv" heißt eine ähnliche Initiative, die die Universitäten Hamburg, Gießen und Bochum in Deutschland gerade gestartet haben. Auch hier bitten die Initiatoren um Texte, Fotos, Sounds und Videos.

Klar, viele sind gerade damit beschäftigt, das Alltagschaos so niedrig und den Optimismus so hoch wie möglich zu halten. Aber die Corona-Krise ist eben schon jetzt ein historisches Ereignis, über dessen vermutlich schwerwiegende Folgen noch lange zu reden sein wird. Umso besser, wenn sich jemand darum kümmert, dass auch die Geschichten erhalten bleiben, die im Kleinen passieren, im Privaten. Und dem Aufruf der Museen und Unis zu folgen, hat noch einen wunderbaren Nebeneffekt: sich umzuschauen und zu fragen, was plötzlich erstaunlich gut funktioniert, was einen fordert. Und woran man sich wirklich erinnern will.

In jeder Krise passiert auch Gutes, selbst wenn man es nicht immer auf den ersten Blick erkennen kann. In dieser Kolumne schreiben SZ-Redakteure täglich über die schönen, tröstlichen oder auch kuriosen kleinen Geschichten in diesen vom Coronavirus geplagten Zeiten. Alle Folgen unter sz.de/allesgute

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