Es gibt kaum eine Alltagsverrichtung, mit der man bei so wenig Aufwand einen solchen Publikumserfolg erzielen kann wie mit einer Fahrt durch die Waschanlage. Wer je im Auto mit einem Kind auf der Rückbank (oder, wenn es etwas Besonderes sein soll, auf dem Beifahrersitz) eine Waschstraße durchmessen hat, weiß, welch unendliche Faszination eine solche Tour auf Menschen ausüben kann: Vorwäsche, Felgenreinigung, Aktivschaum, Heißwachs, tanzende Lappenstreifen aus "supersoftem Polyethylen", schließlich ein Hochleistungsgebläse, das die letzten Blätterreste aus der Lücke zwischen Windschutzscheibe und Kühlerhaubenrand pustet - besser als jede Achterbahn. Das Entscheidende dabei ist natürlich, dass man drinsitzt, sicher und trocken, während draußen eine Art Reinigungssturm herniedergeht.
Dass die Einkaufswagen-Waschanlage jemals eine ähnlich magische Anziehungskraft auf Kinder ausüben wird, ist kaum zu erwarten. Reinigungsboxen für Einkaufswagen gab es schon vor der Corona-Pandemie. Seit deren Ausbruch ist diese Art von Reinigung allerdings deutlich populärer geworden; manche der Firmen, die eine solche Waschanlage anbieten, wurden erst in diesem Jahr gegründet.
Das Coronavirus und andere böse Bazillen
Während man sich mit Sars-CoV-2 bekanntlich vor allem über die Atemluft ansteckt, gibt es natürlich auch noch unzählige andere mögliche Erreger, welche die Schmierinfektion als Übertragungsweg bevorzugen. Daher schadet es sicher nichts, die Wagen - und vor allem die Griffstangen - öfter mal zu reinigen. Ob der Kunde oder die Kundin das wirklich selbst machen muss, ist schon eher die Frage.
Was den Alltagsabenteuer-Faktor angeht, ist die Einkaufswagen-Waschanlage jedenfalls nicht mit dem Auto-Pendant vergleichbar. Dazu muss man nur die Beschreibung eines Supermarktes lesen: "Den Wagen bis zur Markierung reinschieben, die Taste am Gehäuse mit dem Fuß drücken und bis drei zählen - währenddessen kann man sich am Griff rechts festhalten. Danach die Hände desinfizieren, Wagen rausziehen und sorglos einkaufen." Spannung klingt anders. Sein Kind während dieses Vorgangs einfach in dem kleinen Einkaufswagen-Ausklappsitz hocken zu lassen, wäre wiederum mehr als abenteuerlich.