SZ-Kolumne "Alles Gute":Spielplatz Marke Eigenbau

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(Foto: Steffen Mackert)

Was tun, wenn die Spielplätze geschlossen sind? Genau: Man baut einfach selbst einen, idealerweise mit Rampen und Hügeln für BMX-Räder.

Von Karin Kampwerth

Das gelobte Land ist ganz nah. Einfach aus der Stadt raus und der Nase nach. Wer die ersten Bauern sieht, die mit ihren Kübelwagen über die Felder tuckern, um den Dung aus den Kuhställen mit fächerartigem Strahl auf frisch gepflanztem Mais und Getreide zu verteilen, ist richtig. Auch wenn es nicht immer gut riecht, bietet das Landleben in Corona-Zeiten Vorteile, ist doch all die Kurzweil, an der sich der Städter üblicherweise erfreut, dem Virus zum Opfer gefallen. Kein Kino, kein Konzert, kein Kneipenbesuch. Und mit Kindern: keine Kita, keine Schule. Kein Spielplatz.

Das ist hart, weshalb sich der Städter, Laptop auf den Knien, Kräuterkübel neben sich, kreischendes Kleinkind hinter sich, vom winzigen Balkon aus an den Stadtrand träumt. Zum Beispiel in einen kleinen Ort östlich von München. Der Wald ist gleich um die Ecke. Im Garten der Doppelhaushälften stehen Rutsche, Schaukel und Sandkasten, und neuerdings gibt es dort auch einen großen Abenteuerspielplatz. Wenn auch einen gewissermaßen inoffiziell errichteten.

Die Spielplätze sind ja derzeit überall geschlossen, auch auf dem Land, und deshalb haben ein paar Geschwister, deren Reich ein durchaus über eine Handtuchgröße hinausgehender Doppelhaushälftengarten ist, kurzerhand zu Spaten, Hammer und Nägeln gegriffen. Eine Woche lang haben sie geschuftet, da an der Grundstücksgrenze, hinter der ein mit Kraut und Rüben bewachsener Moränenhügel verläuft. Das Ergebnis, ein kleiner Dirtpark, kann sich sehen lassen: ein abwechslungsreicher Parcours mit Hügeln, über die Auf- und Ab-Strecken und eine Brücke aus einer Palette führen. Darüber brettern nun die Kids mit BMX-Rad und Roller und haben einen Heidenspaß.

Damit sich auf dem Do-it-yourself-Abenteuerspielplatz aber nicht die ganze Nachbarschaft auf einmal tummelt, wachen die Eltern der Dirtpark-Erbauer über das Abstandsgebot. Und das so gerecht, dass auch die Kinder vorbeiradelnder Familien mal kurz ihre Fahrradtechnik unter Beweis stellen dürfen. Gelobt sei das Land.

In jeder Krise passiert auch Gutes, selbst wenn man es nicht immer auf den ersten Blick erkennen kann. In dieser Kolumne schreiben SZ-Redakteure täglich über die schönen, tröstlichen oder auch kuriosen kleinen Geschichten in diesen vom Coronavirus geplagten Zeiten. Alle Folgen unter sz.de/allesgute

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