Süddeutsche Zeitung

Comic-Figur:Garfield ist ein Kater - oder doch nicht?

Fett, faul und fernsehsüchtig - bislang gab es wenig Zweifel daran, dass Garfield männlich ist. Doch nun tobt ein Streit darum. Ein Anruf bei seinem Schöpfer.

Interview von Titus Arnu

Fett, faul, fernsehsüchtig, dazu sarkastisch und oft schlecht gelaunt - bislang gab es wenig Zweifel daran, dass Garfield männlich ist. Doch in den USA tobt nun ein Gender-Streit um die Comicfigur, die vor 39 Jahren erfunden wurde. Darf man dieses sehr spezielle gestreifte Wesen überhaupt geschlechtlich auf eine Rolle festlegen? Ein Anruf bei seinem Schöpfer, dem Comiczeichner Jim Davis, 71.

SZ: Garfield ist seit 1978 weltweit berühmt geworden, seine Abenteuer erscheinen derzeit in 2570 Zeitungen mit 263 Millionen Lesern weltweit. Keiner der Fans hat sich bis vor Kurzem beschwert, dass er auf eine Geschlechterrolle festgelegt ist. Wie erklären Sie sich, dass diese Gender-Debatte gerade jetzt hochpoppt?

Jim Davis: Ehrlich gesagt, Ihre Verwunderung darüber ist genauso groß wie meine. Es begann alles, als eine Person den Wikipedia-Eintrag zu Garfield umschrieb. Der Satiriker Virgil Texas war der Meinung, dass Garfield kein Geschlecht hat - und änderte den Text entsprechend. Das zeigt schon mal eines: Ein Einzelner kann tatsächlich einen Unterschied machen.

War es denn nicht auch Ihre eigene Schuld, dass diese kuriose Diskussion in Gang kam? In einem Interview sagten Sie: "Garfield ist eine Katze, aber er ist nicht unbedingt männlich oder weiblich, er gehört keiner bestimmten Rasse oder Nationalität an, er ist weder jung noch alt."

Hm, ja, ich schätze, bezogen auf dieses Zitat muss ich die Schuld tatsächlich auf mich nehmen. Aber was ich gemeint habe, war Folgendes: Die meisten Menschen sehen eine Katze eben als Katze und einen Hund als Hund - sie kleben da nicht zwangsläufig noch irgendein anderes Etikett drauf.

Der Wikipedia-Eintrag über Garfield wurde in den vergangenen Tagen mehr als 20 Mal geändert. Diesen Dienstag wurde Garfield im deutschen Wikipedia als "Kater" bezeichnet. Ist das aus Ihrer Sicht nun korrekt oder nicht?

Haha! Das heißt, die Debatte geht auch in Deutschland weiter? Ich hatte gehofft, die Diskussion zu beenden, als ich öffentlich festgestellt habe: "Garfield ist männlich. Er hat eine Freundin, Arlene." Ich würde Garfield aber trotzdem nicht als Kater bezeichnen, obwohl ich zugeben muss, dass die Definition von "Kater" eben "männliche Hauskatze" ist. Ich habe ihn "fette Katze", "pelziges katzenartiges Wesen", "witty kitty", "lustiges Pelzknäuel" und vieles mehr genannt. Aber anders als ein Hund, der auf jeden Namen reagieren würde, reagiert Garfield eben auf nichts und niemanden. Auch nicht auf die Bezeichnung "Kater".

War Garfield ursprünglich eigentlich männlich oder weiblich? Sie müssen das doch wissen.

Er war immer männlich. In einem sehr frühen Comicstrip, genau gesagt am 20. August 1979, sagt Garfield: "Wir männlichen Katzen pflegen unser Junggesellentum. Ich stamme von einer langen Linie von Junggesellen ab."

Garfields Charakter - faul, miesepetrig, manchmal arrogant - scheint typisch männlich zu sein, wenn wir Ihre Comics richtig deuten?

Oha! Ganz vorsichtig. Diese These würde ich nicht mal mit einer Kneifzange anfassen. Garfield hat alle diese Eigenschaften, sicher, aber hey, wir sind doch alle Menschen. Jeder kann faul, miesepetrig und arrogant sein von Zeit zu Zeit, oder?

Stimmt. Und Garfield hat ja ganz selten auch romantische, liebenswürdige Anwandlungen. Wenn er sich verliebt, würde er sich dann in eine Katze oder einen Kater verlieben?

Garfield hat sich schon verliebt. In sein eigenes Spiegelbild. Außerdem hat er einmal festgestellt, dass er sich nicht verlieben könne, weil er bereits hoffnungsvoll verliebt sei - in sich selbst. Aber zurück zur Frage: Ja, falls Garfield sich verliebt, dann in eine Katze.

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Quelle:
SZ vom 09.03.2017/jael
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