Coesfeld-Prozess:Ein Zeuge wie Zündstoff

"Ich wurde nackt fotografiert": Die Aussage eines jungen Offiziers sorgt im Prozess um die Misshandlung von Bundeswehr-Rekruten für Aufsehen.

Die Zeugenaussage des 25 Jahren alten Leutnants war eindeutig: "Man hat mir die Hose heruntergezogen, ich wurde nackt fotografiert", sagte der Mann, der im Herbst 2004 seine Grundausbildung in der Coesfelder Freiherr-vom-Stein-Kaserne absolviert hatte.

Coesfeld-Prozess: Ein im Coesfeld-Prozess angeklagter Soldat mit seinem Verteidiger; im Vordergrund sein Barrett

Ein im Coesfeld-Prozess angeklagter Soldat mit seinem Verteidiger; im Vordergrund sein Barrett

(Foto: Foto: ddp)

Ihm seien Stromstöße in den Bauch und in die Leistengegend verpasst worden, sagte er. "Ich zuckte zusammen, meine Muskeln verkrampften, es war sehr unangenehm." Er habe zudem Schreie von Kameraden gehört.

In dem Prozess sind noch zehn ehemalige Ausbilder der Kompanie in Coesfeld wegen Misshandlung von Rekruten angeklagt. Sie sollen bei fingierten Geiselnahmen den jungen Männern unnötig Schmerzen zugefügt habe.

Ein 22 Jahre alter Student sagte am Mittwoch als Zeuge aus, ein Ausbilder sei mit den Füßen über seinen gesamten Körper gelaufen und habe ihm auf den Kopf getreten.

In dem bisher größten Strafprozess der Bundeswehr-Geschichte wurden zwei der ursprünglich 18 Angeklagten bereits freigesprochen, einer erhielt eine Haftstrafe zur Bewährung, zwei weitere eine Geldstrafe.

Zwei Verfahren wurden eingestellt, ein weiteres wegen Erkrankung des Angeklagten abgetrennt. Urteile gegen die zehn verbliebenen Angeklagten, darunter der Kompaniechef, werden im Januar erwartet.

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