Entführtes Mädchen in Australien:Angeklagt wegen "Kindesdiebstahls"

CLEO SMITH FOUND WA, A Missing Person poster for Cleo Smith has a Found sticker placed over it at the police station in

18 Tage war die vier Jahre alte Cleo Smith verschwunden, ehe Polizisten sie aus einem Haus in ihrer Heimatstadt Carnarvon befreiten.

(Foto: Richard Wainwright/imago images/AAP)

Der mutmaßliche Entführer von Cleo Smith wurde in ein Hochsicherheitsgefängnis verlegt. Über den 36-Jährigen ist bislang wenig bekannt, umso mehr Gerüchte machen die Runde.

Der mutmaßliche Entführer der vier Jahre alten Cleo Smith aus Australien ist in ein Hochsicherheitsgefängnis in Perth verlegt worden. Wie australische Medien berichteten, wurde der 36-Jährige während des Fluges in die Hauptstadt des Bundesstaates Western Australia am Freitag von vier speziell geschulten Polizisten begleitet, da er sich in Gewahrsam zweimal selbst Verletzungen beigebracht hatte und im Krankenhaus behandelt werden musste.

Cleo war Mitte Oktober während eines Camping-Trips nachts aus dem Familienzelt verschwunden. 18 Tage lang fehlte von ihr jede Spur, bis sie am frühen Mittwochmorgen aus einem verschlossenen Haus in ihrer Heimatstadt Carnarvon befreit wurde, wo sie sich alleine aufhielt. Etwa zur gleichen Zeit wurde der Verdächtige auf einer Straße in der Nähe festgenommen. Mittlerweile wurde Anklage gegen ihn erhoben: Ihm werde vorgeworfen, ein Kind unter 16 Jahren in seine Gewalt gebracht zu haben, was allgemein als "Kindesdiebstahl" bezeichnet werde, hieß es in australischen Medien unter Berufung auf die Justiz.

Der Mann habe bei der Anklageerhebung kaum Emotionen gezeigt, hieß es weiter. Auf die Frage, ob er die Vorwürfe verstanden habe, habe er lediglich genickt. Eine Freilassung auf Kaution habe er nicht beantragt. Für den 6. Dezember wurde eine Gerichtsanhörung via Videoschalte anberaumt.

"Harte Polizei-Detailarbeit"

Noch haben die Ermittler nicht mitgeteilt, was genau sie auf die Spur des Verdächtigen gebracht hat. "Es war weder ein zufälliger Tipp, noch Hellseherei, noch irgendeines von den Dingen, die man so hört", sagte der Polizeiminister von Western Australia, Paul Papalia, dem National Public Radio. "Es war einfach harte Polizei-Detailarbeit." Zuvor hatten Gerüchte die Runde gemacht, der Mann habe Verdacht erregt, weil er Windeln gekauft habe. Die Polizei hatte umgerechnet rund 640 000 Euro Belohnung auf Hinweise ausgesetzt, die zum Täter führen.

Nach Angaben der Ermittler besteht keine Verbindung zwischen dem mutmaßlichen Entführer und Cleos Familie, das Mädchen sei wohl zufällig zum Opfer geworden. Die Vierjährige soll nun von extra aus Perth eingeflogenen Spezialistinnen und Spezialisten befragt werden, so soll unter anderem herausgefunden werden, ob sie nach der Entführung direkt in das Haus gebracht wurde, in dem sie gefunden wurde, oder ob es noch andere Orte gab. "Das wird so lange dauern, wie es eben dauert", sagte Chefinspektor Rod Wilde.

Nachbarn beschrieben den Verdächtigen gegenüber dem Portal WAtoday als Einzelgänger. In letzter Zeit habe er sich aber verdächtig verhalten. Zahlreichen Medienberichten zufolge soll er eine Obsession für Puppen haben und in seinem Haus auch viele Exemplare gesammelt haben. Die Polizei wollte das nicht kommentieren. Cleo selbst soll mit Spielzeug beschäftigt gewesen sein, als Beamte sie in dem Haus entdeckten.

Erstes Statement der Familie

Der mysteriöse Fall hatte Australien zweieinhalb Wochen in Atem gehalten. Die Familie war zum Campen gefahren und hatte auf einem Campingplatz 75 Kilometer nördlich ihrer Heimatstadt Carnarvon im Bundesstaaat Western Australia übernachtet. Als die Eltern morgens aufwachten, waren sowohl ihre Tochter als auch deren Schlafsack nicht mehr da. Der Reißverschluss des Eingangs war so weit hochgezogen, dass das Kleinkind ihn nicht selbst geöffnet haben konnte. Schnell gingen die Ermittler von einer Entführung aus. Die Mutter wandte sich immer wieder mit verzweifelten Appellen an die Öffentlichkeit. Am Mittwoch dann die erlösende Nachricht: Polizisten entdeckten Cleo körperlich unversehrt in dem Haus in Carnarvon, keine zehn Autominuten von ihrem Elternhaus entfernt.

Am Freitag wandte sich die Familie mit einem Statement an die Öffentlichkeit. Mutter Ellie Smith und Stiefvater Jake Glisson dankten der Polizei und allen Hinweisgeberinnen und Hinweisgebern - und baten darum, ihre Privatsphäre zu respektieren.

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Australiens Polizei entdeckt wochenlang verschwundene Vierjährige

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:"Unsere Familie ist wieder vollständig"

18 Tage lang hatte die Polizei in Westaustralien nach der vierjährigen Cleo Smith gesucht. Sie war mitten in der Nacht aus einem Zelt verschwunden. Die Polizei fand sie nun im Haus eines Fremden und feiert das Wunder von Carnarvon. Doch es bleiben viele offene Fragen.

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