Clan MacDonald:Reine Ehrensache

Schottlands wohl bekanntester Clan, zu dem auch der Gründer der Fastfood-Kette gehört, hat erstmals seit 1848 wieder einen Chef - 30 Jahre lang stritt Ranald MacDonald um seinen Titel.

Wolfgang Koydl

Auf den ersten Blick erscheint die Frage etwas frivol, was der grelle Pausenclown einer amerikanischen Burgerkette und ein pensionierter Hörgerätetechniker aus Edinburgh gemeinsam haben.

MacDonald, AP

Der glückliche Chef des Clans, Ranald MacDonald: Drei Jahrzehnte Kampf wurden endlich belohnt.

(Foto: Foto: AP)

Aber den rotnasigen Ronald MacDonald und den grauhaarigen Ranald MacDonald verbindet einer der bekanntesten schottischen Nachnamen aller Zeiten.

Zudem kleiden sich beide zu festlichen Anlässen gerne bunt: Ronald im Clownskostüm, Ranald mit Kilt, Plaid, Glengarry - den maßgeblichen Bestandteilen schottischer Tracht: Rock, über die Schulter geschwungene Wolldecke, bootsförmiges Käppchen.

Nun aber hat der bislang eher unbedeutende Ranald einen wichtigen Schritt getan, um sein Popularitätsdefizit zumindest etwas auszugleichen: Zu Dudelsack-Weisen und Gesang eines keltischen Barden wurde der 76-Jährige als 32. Chef des Clans MacDonald installiert. Damit ist er Oberhaupt einer weltweit verzweigten Familie, der auch der schottische Gründer der US-Burgerbraterei angehörte.

Bis zu Magnus dem Barfüßigen

Auf seinen Titel allerdings musste Ranald Alasdair MacDonald of Keppoch vom ehrenwerten Clanranald von Keppoch, Lochaber Mac Mhic Raounuill - so lautet tatsächlich der volle Name - lange warten: Drei Jahrzehnte lang beschäftigte er die schottischen Gerichte, bevor sein Anspruch auf den Titel anerkannt wurde und ihm der Lord Lyon King of Arms, der in Schottland für die Heraldik zuständig ist, ein eigenes Wappen und den Ehrentitel zugestand. Befugnisse hat Alasdair MacDonald dadurch keine.

Er hat seinen 30-jährigen Kampf allein wegen der Ehre durchgestanden - und wegen der großen Geschichte seines Hauses. Nun ist er der erste Führer des Clans, seitdem der bislang letzte Chef im Jahre 1848 kinderlos verschied. Die MacDonalds von Keppoch gehören zum Großclan der einst mächtigen MacDonalds. Manche seiner Mitglieder behaupten gar, der Ursprung der Familie liege irgendwo im Nebel der keltischen Mythologie begründet.

Erwiesen ist indes, dass sich ihr Stammbaum bis zum norwegischen König Magnus dem Barfüßigen zurückverfolgen lässt, der 1098 die Hebriden und die schottische Halbinsel Kintyre in Besitz nahm und seinen Nachfahren den stolzen Titel "Lord der Inseln" vererbte. Im Mittelalter waren sie die größten Landbesitzer nach den Königen von England und Schottland.

Blutrünstige Vorfahren

Insgesamt 247 Clans gibt es heute noch in Schottland - von den Abercrombies über die MacKenzies zu den Wallaces. Rund die Hälfte von ihnen kommt aber ohne Clan-Chef aus, der einst Herr über Leben und Tod in seinem Territorium war: Er führte seine Männer in den Krieg, erhob Steuern und war Richter in Streitfällen.

Nach der Vereinigung Schottlands mit England 1707 wurden die Clans in den Highlands grausam unterdrückt; die schottische Romantik belebte die alten Traditionen zu Anfang des 19. Jahrhunderts wieder. Erst aus dieser Zeit stammt auch die Sitte, jedem Clan ein eigenes Karomuster für den Rock zu verpassen.

Die MacDonalds of Keppoch taten sich im Verlauf der Geschichte als besonders blutrünstige Kämpfer für die schottische Sache und vor allem für die Restauration der katholischen Stuartdynastie hervor: In der bis heute als nationale Katastrophe empfundenen Schlacht von Culloden 1746 wurden Hunderte Mitglieder des Clans MacDonald von den Truppen des englischen Herzogs von Cumberland niedergemetzelt.

Reine Ehrensache

Der alte Kampfgeist muss wohl auch den neuen Clan-Chef Ranald Alasdair MacDonald beflügelt haben - immerhin hat er sich den Beinamen "The Ready Warrior" - der kampfbereite Krieger - zugelegt. "Schon als Junge hat mein Vater mir gesagt, dass ich als ältester Sohn einmal Oberhaupt des Clans sein würde", erklärte er im Anschluss an die Zeremonie in Fort William im Westen der Highlands. "Das ist ein großer Tag für die Familie und für den Clan, ich bin stolz, hier zu sein, wo meine Familie herstammt."

Bei der Zeremonie ging es ein wenig zu wie in Asterix' Dorf, als ein Barde im rhythmischen Singsang feierlich den Sloinntearachd des neuen Häuptlings vortrug. Dabei handelt es sich um die Genealogie der Familie, vom Vater zum Großvater zum Urgroßvater und immer weiter zurück.

Die alte Frau, die alles weiß

Problematisch daran ist, dass dieser Sloinntearachd ausschließlich mündlich überliefert wird. Kritiker des neuen Clanchefs monierten denn auch, der Stammbaum sei frisiert worden. Ein rivalisierender MacDonald, Rory mit Namen, erinnerte daran, dass einer der Vorfahren des neuen Chefs unehelich geboren worden sei. Das war zwar im Jahre 1832, aber wenn es um ihre Geschichte geht, haben manche Schotten ein sehr gutes Gedächtnis.

"In den Jahren, in denen er seinen Anspruch auf den Titel verfolgte, hat er es nicht geschafft, sich der Unterstützung durch den Clan zu versichern", behauptete Rory MacDonald im Gespräch mit der Zeitung The Scotman über Ranald. "Bislang haben wir ihn recht erfolgreich ignoriert, und ich glaube, dass wir ihn auch weiterhin ignorieren werden können."

Nach Ansicht des Clanexperten Hugh Peskett, der die schottische Ausgabe des britischen Adelsregisters Burke's Peerage herausgibt, besteht jedoch kein Zweifel am Anspruch Ranald Alasdairs auf den Titel. Im Verlaufe seiner Recherchen war es ihm gelungen, eine alte Frau aufzuspüren, die ihr ganzes Leben auf dem alten Territorium der MacDonalds of Keppoch in West-Schottland gelebt hatte. Sie kannte den Stammbaum auswendig - angefangen von Donald Gorm MacDonald of Inverroy, der vor 400 Jahren lebte.

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