Chronologie der Katastrophe in Japan:Als die Welt den Atem anhielt

Die Bilder waren aus weiter Ferne aufgenommen, unscharf. Die Meldungen überschlugen sich - wurden zunehmend prekärer. Vor einem Jahr hat die Welt gebannt nach Japan geblickt. Erdbeben, Tsunami, Atomkatastrophe - die dramatischen Ereignisse im Minutenprotokoll.

Freitag, 11. März 2011

[] 14:46 Uhr Ortszeit (6:46 Uhr deutscher Zeit) 125 km vor Japans Nordostküste, in zehn Kilometern Tiefe bebt die Erde. Später wird sich herausstellen: Mit einer Stärke von 9,0 auf der Richterskala ist es das schwerste Seebeben seit Beginn der Aufzeichnungen. Mehr als 350.000 Häuser stürzen ganz oder teilweise ein, die Erschütterungen sind bis weit ins Landesinnere hinein zu spüren.

In Großraum Tokio brechen gleich an mehreren Orten Feuer aus: Auch aus einer Ölraffinerie nördlich der Hauptstadt schlagen meterhohe Flammen, die Feuerwehr bekommt den Brand nicht unter Kontrolle. Die Tokioter Flughäfen Narita und Haneda stellen den Betrieb ein und auch der Verkehr auf den Schienen kommt weitgehend zum Erliegen. Weil keine Züge mehr fahren, müssen etwa 20.000 Besucher von Tokyo Disneyland auf dem Gelände des Freizeitparks übernachten. Auf der Senseki-Linie, die die Bahnhöfe Sendai und Ishinomaki in der Präfektur Miyagi verbindet, entgleist ein Zug mit vier Waggons - die Insassen können erst einen Tag nach dem Beben gerettet werden.

[] 14:48 Uhr Ortszeit Durch das Erdbeben werden mehrere japanische Atomkraftwerke automatisch heruntergefahren. Zwei Minuten nach Beginn der gewaltigen Erdstöße schalten sich die Reaktoren 1, 2 und 3 des direkt an der Küste gelegenen Atomkraftwerks Fukushima-Daiichi (auch Fukushima-1 genannt) ab. Dadurch wird die Kettenreaktion in den Brennstäben unterbrochen. Die Reaktoren produzieren jedoch weiterhin Hitze und müssen gekühlt werden. Weil das Stromnetz zusammengebrochen ist, wird das Kühlsystem mittels dieselbetriebener Notstromgeneratoren am Laufen gehalten.

Drei weitere Siedewasserreaktoren des AKW sind zum Zeitpunkt des Bebens wegen einer Inspektion bereits heruntergefahren. Ursprünglich sollte das vom ehemals staatlichen Energieversorger Tepco betriebene Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi - eines der älteren Atomkraftwerke in Japan - Anfang 2011 stillgelegt werden. Doch im Februar verlängerte die japanische Atomaufsichtsbehörde die Laufzeit des AKW um weitere zehn Jahre.

[]15:26 Uhr Ortszeit Das Seebeben hat eine weitere, noch verheerendere Naturkatastrophe in Gang gesetzt: Eine Dreiviertelstunde nach dem Beben trifft ein Tsunami mit bis zu 23 Meter hohen Wellen die Nordostküste Japans. Die Wassermassen verwüsten weite Landstriche, löschen ganze Städte aus. Menschen, Häuser, Autos und Schiffe werden wie Spielzeug mitgerissen.

In ersten Meldungen ist von mehreren hundert Toten die Rede. Angesichts der ersten Bilder, die aus Japan in die Welt geschickt werden, ist jedoch bereits abzusehen, dass die tatsächliche Zahl der Opfer weit höher liegen wird. Für den gesamten Pazifikraum wird eine Tsunami-Warnung herausgegeben.

[] 17 Uhr Ortszeit Die japanische Regierung richtet ein Krisenzentrum ein und entsendet Soldaten in das völlig zerstörte Gebiet im Nordosten des Landes. Ministerpräsident Naoto Kan tritt vor die Presse und verspricht "größtmögliche Anstrengungen" zur Bewältigung der Katastrophen. "Wir rufen das Volk in Japan auf, ruhig zu handeln." Er bereitet die Bevölkerung auch auf mögliche Energie-Engpässe vor, da mehrere Atomkraftwerke nach dem Beben und dem darauffolgenden Tsunami heruntergefahren worden seien.

[] 18.30 Uhr Ortszeit Japanische Medien berichten, im AKW Fukushima-Daiichi sei die Kühlung ausgefallen. Die Dieselaggregate, die das Kühlsystem nach dem Beben am Laufen gehalten haben, sind durch die Flutwelle offenbar ausgefallen. Die Temperatur in den Reaktoren wird nun nur noch durch ein batteriebetriebenes Notkühlsystem reguliert. Die Radioaktivität auf dem Kraftwerksgelände steigt drastisch an.

Im AKW Onagawa, ebenfalls an der Küste gelegen, brennt es in einem Turbinengebäude - das Feuer kann jedoch gelöscht werden. Auch halten sich die Schäden durch den Tsunami hier in Grenzen, weil die Reaktoren auf einem 15 Meter hohen künstlichen Sockel angelegt wurden.

[] 19:38 Uhr Ortszeit (11:38 Uhr deutscher Zeit) Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle äußert sich bestürzt über die Ereignisse in Japan: "Wir hoffen, dass die Folgen nicht so schlimm sind, wie die Bilder befürchten lassen." Hinweise auf deutsche Opfer gebe es bislang nicht, so der Außenminister, allerdings seien die Kommunikationsmöglichkeiten derzeit sehr eingeschränkt.

[] 20:25 Uhr Ortszeit Die Regierung reagiert auf die prekäre Lage in Fukushima-Daiichi und ruft den atomaren Notstand für die Region Fukushima aus. Allerdings, so heißt es von offizieller Seite, sei dies nur eine Vorsichtsmaßnahme. Etwa 2000 Menschen, die in einem Umkreis von zwei Kilometern um das AKW wohnen, werden evakuiert.

[] 21:13 Uhr Ortszeit Der japanische Fernsehsender NHK und andere japanische Medien berichteten von einem Passagierschiff, das mit etwa hundert Menschen an Bord vom Tsunami fortgetragen wurde. Das Schicksal der Menschen an Bord sei unklar.

[] 21:23 Uhr Ortszeit (13:23 Uhr deutscher Zeit) Bundespräsident Christian Wulff drückt Kaiser Akihito in einem Beileidsschreiben sein Mitgefühl aus: "Ich möchte Ihnen und dem japanischen Volk, auch im Namen meiner Landsleute, meine tief empfundene Anteilnahme aussprechen. Bitte übermitteln Sie unser Beileid den Angehörigen der Opfer", heißt es darin. "Deutschland steht in dieser schwierigen Zeit an Ihrer Seite."

[] 22 Uhr Ortszeit Die Evakuierungszone um das AKW Fukushima-1 wird von zwei auf drei Kilometer ausgeweitet.

[] 23:22 Uhr Die Furcht vor der Riesenwelle breitet sich in anderen Pazifikstaaten aus. Manche haben Glück: In Taiwan bleibt der Tsunami aus, in Indonesien sind die Auswirkungen gering, auch Papua-Neuguinea entgeht den zerstörerischen Wellen. Auf den Philippinen und im äußersten Osten Russlands werden Tausende Menschen evakuiert - über größere Schäden wird jedoch zunächst nichts bekannt. Nun bereiten sich die Staaten Nord- und Südamerikas auf die Ankunft der Wassermassen an ihren Pazifikküsten vor.

[] 23:42 Uhr Ortszeit (15:42 Uhr deutscher Zeit) Experten aus Deutschland beurteilen die Lage im Krisen-AKW Fukushima-Daiichi als dramatisch: Die Batterien des Notkühlsystems lieferten nur noch Energie für wenige Stunden, erklärt die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) in Köln unter Verweis auf japanische Angaben. "Im allerschlimmsten Fall droht dann eine Kernschmelze", sagt GRS-Sprecher Sven Dokter.

Samstag, 12. März 2011

[] 00:22 Uhr Ortszeit Der japanische TV-Sender NHK berichtet unter Berufung auf das Innenministerium, aus mehreren Präfekturen und Städten seien etwa 100 Brände gemeldet worden. In Kesennuma in der nordöstlichen Provinz Miyagi sind besonders weitflächige Brände ausgebrochen. Hubschrauberaufnahmen des japanischen Militärs zeigen Feuer in weiten Teilen der Stadt, die nahe des Epizentrums liegt.

[] 00:24 Uhr Ortszeit (16:32 Uhr deutscher Zeit) Die Hilfswelle aus dem Ausland rollt an: Auch vier Experten des Technischen Hilfswerks (THW) fliegen noch am Freitagabend nach Tokio. Sie sollen die Arbeit der dortigen Botschaft unterstützen und Möglichkeiten für den weiteren Einsatz in Japan prüfen. In Deutschland stehen Mannschaften des THW bereit, falls die japanische Regierung um Hilfe bitten sollte, heißt es aus dem Auswärtigen Amt.

[] 00:56 Uhr Ortszeit Während es in Japan Nacht geworden ist, dämmert es an der US-Pazifikküste. Die ersten Ausläufer des Tsunamis erreichen die amerikanische Inselkette Hawaii. Etwa ein Meter hohe Wellen treffen zunächst die Inseln Oahu und Kauai. An der Küste Mauis erreichen die Wellen sogar eine Höhe von zwei Metern. Experten warnen zwar, dass die Wellen noch größer werden könnten - dennoch wird in Hawaii nicht mit größeren Schäden gerechnet.

Wenig später erreicht die vor Japan entstandene Flutwelle dann die amerikanische Westküste. Der Radiosender KCBS berichtet von ersten Wellen an den Stränden des US-Bundesstaates. Für die gesamte Westküste war zuvor eine Tsunami-Warnung ausgerufen worden.

[] 01:05 Uhr Ortszeit Im gefährdeten Atomkraftwerk Fukushima-1 kämpfen Experten gegen den beunruhigend niedrigen Stand des Kühlwassers. Noch, so heißt es von offizieller Seite, sei keine Radioaktivität ausgetreten. In Schutzanzügen prüfen Spezialisten der Armee die Lage. Der japanischen Nachrichtenagentur Jiji zufolge ist vor Ort ein Lastwagen mit dem notwendigen Gerät eingetroffen, um das Problem zu beheben.

[] 01:58 Uhr Ortszeit Die Zahl der Opfer erhöht sich unaufhörlich: Offizielle Quellen sprechen nun bereits von mehr als tausend Toten und 10.000 Vermissten.

[] 02:20 Uhr Ortszeit Der AKW-Betreiber Tepco warnt, der Druck im Reaktor 1 in Fukushima-Daiichi steige. Damit erhöht sich dem Energieunternehmen zufolge auch das Risiko, dass Radioaktivität austritt.

[] 02:33 Uhr Ortszeit Nun meldet sich auch die japanische Atomaufsichtsbehörde (NISA) zur Lage im Krisen-AKW zu Wort: Die Wasserzufuhr zum Reaktor 1 sei unterbrochen, heißt es von dort. Dem Betreiberunternehmen sei es bisher nicht gelungen, die Stromversorgung des Kühlwassersystems wieder herzustellen. Zwar habe Tepco mehrere mobile Generatoren vor Ort, berichtet ein NISA-Mitarbeiter, jedoch fehle ein passendes Kabel, um diese anzuschließen. Derzeit werde versucht, das Kabel per Flugzeug herbeizuschaffen.

[] 03:02 Uhr Ortszeit (Freitag, 19:02 Uhr deutscher Zeit) Bundesumweltminister Norbert Röttgen äußert sich zur "ernsten Situation" im Atomkraftwerk Fukushima-1: Dort drohe in bis zu drei Blöcken "äußerstenfalls eine Kernschmelze". Angesichts der weiten Entfernung und des angekündigten Wetters sei für Deutschland aber nicht mit radioaktiver Strahlung zu rechnen, so Röttgen.

[] 03:22 Uhr Ortszeit Hilferuf aus Tokio: Japan hat die Europäische Union offiziell um Katastrophenhilfe nach dem Jahrhundert-Erdbeben gebeten. Die Regierung in Tokio brauche vordringlich Such- und Rettungstrupps, vor allem Suchhunde zum Aufspüren von Verschütteten, teilt die EU-Kommission mit.

[] 03:26 Uhr Ortszeit Der Tsunami hat offenbar auch an der amerikanischen Westküste Schäden angerichtet. Der kalifornische Radiosender KGO berichtet, im Hafen von Santa Cruz seien 35 Boote weggespült und teilweise beschädigt worden.

[] 03:30 Uhr Ortszeit Die japanische Bevölkerung kommt nicht zur Ruhe: Immer wieder erschüttern leichte bis mittelschwere Erdbeben das Land. Die Regierung warnt außerdem vor weiteren Tsunamis.

[] 03:58 Uhr Ortszeit Verzweifelte Rettunsgversuche in Fukushima-Daiichi: Als Reaktion auf den steigenden Druck im Reaktor 1 wollen die japanischen Behörden radioaktiven Dampf kontrolliert austreten lassen. Es handele sich um leicht radioaktiven Dampf, heißt es, dieser stelle keine Gefahr für die menschliche Gesundheit oder die Umwelt dar.

[] 04:15 Uhr Ortszeit Nicht nur im Atomkraftwerk Fukushima-1 gibt es Probleme mit der Kühlung: Auch in der Wiederaufbereitungsanlage Rokkasho im äußersten Norden der japanischen Hauptinsel Honshu wird derzeit mit Notstrom gekühlt. "Hier liegen etwa 3000 Tonnen hochradioaktiver abgebrannter Brennstoff", sagt der international tätige Atomexperte Mycle Schneider. Das entspreche etwa der Menge an Brennstoff, die in 25 bis 30 Atomreaktoren gelagert wird. "Wenn die Brennstäbe nicht gekühlt werden, entzünden sie sich selbst", sagt der Experte.

[] 04:40 Uhr Ortszeit Die erste Nacht nach dem schwersten Erdbeben in der Geschichte Japans verbringen Millionen Menschen in völliger Dunkelheit. Mehr als acht Millionen Haushalte sind ohne Strom, in Hunderttausenden sind Gas - und Wasser - ausgefallen, berichtet die Nachrichtenagentur Kyodo.

[] 06:43 Uhr Ortszeit Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA zeigt sich skeptisch, dass beim Ablassen radioaktiven Dampfes aus dem Krisenreaktor in Fukushima-1 keinerlei Radioaktivität in die Umwelt austritt.

[] 06:50 Uhr Ortszeit In Fukushima-1 soll ein Grad an Radioaktivität gemessen worden sein, der tausendmal höher als der Normalwert liegt. Die japanische Nachrichtenagentur Kyodo berichtet, eine Sicherheitskommission habe diesen Wert in einem Kontrollraum des AKW gemessen.

[] 07:03 Uhr Ortszeit Japans Premierminister Naoto Kan weitet den Evakuierungsbereich um Fukushima-Daichii aus. Er fordert die Menschen in einem Radius von zehn Kilometern um das Kraftwerk auf, sich in Sicherheit zu bringen.

[] 07:27 Uhr Ortszeit Die Regierung räumt das Austreten von Radioaktivität aus dem AKW Fukushima-1 ein. Kabinettssekretär Yukio Edano zufolge ist die freigesetzte Menge an Radioaktivität jedoch "sehr gering". Weil bereits Evakuierungen angeordnet seien und der Wind Richtung Meer wehe, "können wir Sicherheit garantieren", sagt Edano auf einer Pressekonferenz.

[] 14 Uhr Ortszeit Die Nuklearkatastrophe scheint unabwendbar - das gestehen nun auch offizielle Stellen ein: Der japanischen Atomsicherheitsbehörde zufolge hat die Kernschmelze in Fukushima-Daiichi möglicherweise bereits begonnen.

[] 16 Uhr Ortszeit Eine Wasserstoffexplosion zerstört Dach und Wände des Reaktors 1 in Fukushima-Daiichi. Mehrere Arbeiter, die noch vor Ort auf dem Gelände des AKW sind, werden verletzt. Der Schutzmantel des Reaktors ist nach Behördenangaben jedoch unbeschädigt geblieben. Der Evakuierungsradius wird abermals ausgeweitet, nun gilt eine Sperrzone von 20 Kilometern um den Meiler: 140.000 Menschen werden evakuiert.

[] 17:50 Uhr Ortszeit Das japanische Fernsehen rät allen Anwohnern - auch über die Sperrzone hinaus -, zu Hause zu bleiben und die Fenster geschlossen zu halten.

[] 19:45 Uhr Ortszeit Das Auswärtige Amt rät von nicht erforderlichen Reisen in den Großraum Tokio und den Nordosten Japans ab.

[] 20:18 Uhr Ortszeit Bereits in der Vergangenheit, so wird bekannt, ist es in Atomkraftwerken von Tepco zu schweren Sicherheitspannen gekommen. 2002 wurde mehrere Meiler des Unternehmens vorübergehend stillgelegt.

[] 22 Uhr Ortszeit Die Regierung übt sich nach der Explosion im Reaktor 1 in Beschwichtigungsversuchen: "Der Nuklearreaktor ist ummantelt von einer Stahlhülle, die wiederum umgeben ist von einem Gebäude aus Beton. Das Betongehäuse ist kollabiert. Wir haben herausgefunden, dass der Reaktor im Innern nicht explodiert und nicht beschädigt ist. Radioaktivität ist nicht in großen Mengen nach außen gedrungen", sagt Kabinettssprecher Edano auf einer Pressekonferenz.

[] 22:30 Uhr Ortszeit Der AKW-Betreiber Tepco will den zerstörten Reaktor 1 mit Meerwasser fluten, um eine Kühlung zu gewährleisten.

[] 23:16 Uhr Ortszeit Nach Informationen der internationalen Atombehörde IAEA bereitet die japanische Regierung die Ausgabe von Jodtabletten vor.

Sonntag, 13. März 2011

[] 00:56 Uhr Ortszeit Offizielle Stellungnahme zum Reaktorunglück: Japans Atombehörde stuft den Vorfall im AKW Fukushima-1 weniger schlimm ein als die Zwischenfälle im US-Kernkraftwerk Three Mile Island 1979 und in Tschernobyl 1986. Das Ereignis wird auf der von null bis sieben laufenden Skala für nukleare Ereignisse (INES) demnach mit Vier bewertet - als "Unfall".

[] 03:06 Uhr Ortszeit (Samstag, 19:06 Uhr deutscher Zeit) Bundeskanzlerin Angela Merkel lässt die deutschen Kernkraftwerke überprüfen. Zwar halte sie die friedliche Nutzung der Atomkraft weiter für vertretbar. Doch sei es "unbestritten, die Geschehnisse in Japan sind ein Einschnitt für die Welt", sagt die Kanzlerin. Danach "kann auch Deutschland nicht einfach zur Tagesordnung übergehen."

[] 06:54 Uhr Ortszeit Nun macht nicht mehr nur Reaktor 1 Probleme: Auch in Reaktor 3 fällt das Notkühlsystem aus.

[] 08:20 Uhr Ortszeit Zur Minderung des Drucks kündigt Tepco an, auch aus Reaktor 3 Wasserstoff abzulassen. Das radioaktive Dampf stelle aber keine Gefahr für die Gesundheit von Menschen dar, so der AKW-Betreiber.

Montag, 14. März 2011

[] 11:16 Uhr Ortszeit Erneut wird das Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi von einer schweren Detonation erschüttert: Auch Dach und Wände des Reaktors 3 werden vom Druck des angestauten Wasserstoffs weggesprengt. Elf Arbeiter werden bei der Explosion verletzt. Der Mantel des Reaktorkerns sei aber intakt geblieben, heißt es vom Betreiber Tepco.

[] 15:20 Uhr Ortszeit Auch in Reaktor 2 versagt das Kühlsystem.

[] 21:55 Uhr Ortszeit In drei Reaktoren des AKW Fukushima-Daiichi droht eine Kernschmelze, das räumt Regierungssprecher Edano auf einer Pressekonferenz ein.

Dienstag, 15. März 2011

[] 05:00 Uhr Ortszeit (Montag, 21:00 Uhr deutscher Zeit) Umdenken in der deutschen Atompolitik: Die Bundesregierung beschließt angesichts der schockierenden Ereignisse in Japan, die erst kürzlich beschlossene Verlängerung der AKW-Laufzeiten für drei Monate auszusetzen.

[] 07:55 Uhr Ortszeit Abermals tritt Kabinettssekretär Edano vor die Presse, abermals mit schlechten Neuigkeiten: Der Schutzmantel von Reaktor 2 ist dem Regierungssprecher zufolge beschädigt, Radioaktivität tritt aus.

[] 08:05 Uhr Ortszeit Im Reaktor 2 kommt es zu einer Wasserstoffexplosion.

Bis heute wird darüber gestritten, ob es im Kernkraftwerk Fukushima zu einem Super-GAU kam - dieser Begriff wurde bis dato nur auf den Atomunfall in Tschernobyl angewendet. Sicher ist aus heutiger Sicht aber: In drei Reaktoren des AKW Fukushima-1 kam es infolge des Erdbebens und nachfolgenden Tsunamis zu einer Kernschmelze. Ein weiterer Reaktor wurde in den Folgetagen der Katastrophe durch Brände schwer beschädigt. Die japanische Atomsicherheitsbehörde stufte den Störfall später von vier auf sieben herauf, zu einem "katastrophalen Unfall" - die höchste Stufe. Die Entsorgungsarbeiten in Fukushima-Daiichi werden noch Jahrzehnte dauern. Wann wieder Menschen das Gebiet um den Meiler bewohnen können, ist völlig unklar.

Auch ein Jahr nach der Katastrophe von Japan steht die genaue Zahl der Opfer durch das Erdbeben und den nachfolgenden Tsunami nicht fest. Offiziell wurden bislang mehr als 15.000 Todesopfer registriert - doch noch immer gelten mehr als 3000 Menschen als vermisst.

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