Prominente:Wenn Virologen verschwinden

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Zurück zur Maske: Christian Drosten rechnet nicht mehr mit einem schnellen Ende der Pandemie - auch wegen neuer Virusvarianten wie BA.5. (Foto: Kay Nietfeld/dpa)

Christian Drosten beendet seinen Podcast, Béla Anda seinen mit Gerhard Schröder auch. Über das Kommen und Gehen heutiger Stars.

Von Martin Zips

Es ist mal wieder an der Zeit, auf den Ursprung des Wortes "Star" hinzuweisen. Ein Star ist ein Mensch, der im Lichte der Öffentlichkeit steht und dabei so hell leuchtet wie ein Stern. Im Wesen des Stars - wie des Sterns - liegt allerdings auch, dass er irgendwann erlöschen kann. Von den meisten Stars ist daher schon nach einer Generation gar keine Rede mehr, was hart ist, auch für die, die einst um sie kreisten.

Der Virologe Christian Drosten hat gerade das Ende seines prämierten, millionenfach aufgerufenen NDR-Podcasts verkündet. "Ich habe das Gefühl, dass die Orientierung in der Pandemie da ist", erklärte, per Podcast, der Leiter des Instituts für Virologie an der Berliner Charité. Am 15. März soll Drostens Frankfurter Kollegin Sandra Ciesek noch einmal vors Mikro treten, am 29. März dann werden die beiden ihr Schlusswort sprechen. Ihr vorläufiges Schlusswort zumindest, denn vielleicht kehren sie ja zurück. So wie dieser Tage das 80er-Jahre-Popduo "Tears for Fears" oder Billy Joel im Madison Square Garden. Vielleicht aber auch nicht.

Vom Podcast zum Roland-Emmerich-Film

Mit Drostens Podcast geht zweifelsohne eine Ära zu Ende. Eine Ära, in der Virologinnen und Virologen sowie die sie umkreisenden Wissenschaftsjournalisten und -journalistinnen über Nacht zu Berühmtheiten wurden. Zu Sternen, die, wie es bei Dante heißt, von der menschlichen Liebe bewegt werden. Von der Sehnsucht nach Unterstützung, Hilfe und Orientierung.

Sicher, es gibt auch den ein oder anderen Pandemie-Helfer, Gesundheitspolitiker oder Medizinproduzenten, der aus gutem Grund weiterhin genau das bleiben dürfte, was man gemeinhin einen Star nennt. Viele andere Sterne aber könnten tatsächlich verblassen. Ist ja auch logisch, die Welt hat derzeit andere Probleme. Fürchterliche Probleme, die eher an einen Roland-Emmerich-Film erinnern als eine Pressekonferenz mit Lothar Wieler. Auch der Podcast, den Béla Anda mit Gerhard Schröder zuletzt betrieb, wurde übrigens eingestellt.

Und doch: Der Mensch hatte es sich zuletzt vergleichsweise gemütlich eingerichtet zwischen Virologen-Podcasts, täglichen Inzidenzzahlen und dem wöchentlichen Pandemie-"Hart aber fair". Und jetzt? Bei Heinrich Heine steht, die Sterne des Glücks seien allein in uns selber zu finden. Womöglich auch die Schwarzen Löcher.

Neue Stars?

Zum Abschluss rät uns Drosten nun, auch weiterhin FFP2-Masken in Innenräumen zu tragen und in Sachen Update-Impfung ständig auf dem Laufenden zu bleiben. An einer "Medienkarriere", also an so etwas, wie es ehemalige Skispringer, Eiskunstläuferinnen oder Fußballspieler leider viel zu oft anstreben, sei er eher nicht interessiert.

Und keine Panik: Sterne kommen und gehen, die Bahnen der Gestirne über uns bleiben aber insgesamt recht stabil und harmonisch. Wahrscheinlich überstehen sie auch noch den ein oder anderen Podcast. Vielleicht einen mit dem Politikwissenschaftler Carlo Masala von der Bundeswehr-Uni in Neubiberg oder dem ehemaligen Brigadegeneral Erich Vad. Genug zu sagen hätten sie.

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