Süddeutsche Zeitung

Ruhrgebiet:Wer hat den größten Weihnachtsbaum der Welt?

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Noch zwei Monate bis Weihnachten und es tobt ein kurioser Christbaum-Streit im Ruhrgebiet. Bislang schmückt sich Dortmund mit dem größten Baum, Herne zieht nun nach.

Von Janis Beenen

Die Stadt Dortmund hat vier Dinge, auf die sie stolz sein kann, den BVB, die Pils-Kultur, die Pils-Kultur und den BVB. Das sagen Zyniker über Dortmund. Bislang wurden diese Vorurteile aber spätestens zum Jahresende widerlegt, denn dann leuchtet am Hansaplatz der größte Weihnachtsbaum der Welt. So bewirbt die Stadt die 45 Meter hohe Attraktion des Weihnachtsmarkts seit vielen Jahren. Dass der Baum eigentlich aus 1700 kleinen Bäumen besteht, die nur in ein Baumgerüst gezwängt werden, nimmt man hier nicht so genau, im Ruhrpott ist jeder schöne Superlativ willkommen.

Das dachte man sich wohl auch ein paar Kilometer weiter westlich im Herner Stadtteil Crange. Der dortige "Weihnachtszauber" präsentiert in diesem Jahr ebenfalls ein 45 Meter hohes Exemplar, und jetzt, zum Aufbau der Bäume, zoffen sich die Schausteller darüber, wer den schönsten und größten hat.

Recht selbstbewusst sprechen die Cranger Veranstalter bei ihrer Tanne von "einer Sensation für das Ruhrgebiet". 500 Christbaumkugeln, zwei Millionen LED-Lichter und unten drunter, quasi als Erdgeschoss, eine Glühweinhütte. Beinahe lächerlich bescheiden kommt das Dortmunder Equipment mit 48 000 Lämpchen, Lichtinstallationen und Kugeln daher. Also Punktsieg für Herne?

500 Christbaumkugeln, zwei Millionen LEDs

Nicht so schnell. Die Dortmunder haben eine Schwachstelle entdeckt: Der Cranger Baum ist, Skandal, künstlich, eine mobile Metallkonstruktion mit Tannenoptik drumherum! "Deshalb habe ich mir auch nur kurz Gedanken gemacht", sagt der Schausteller und Mitorganisator des Dortmunder Weihnachtsmarktes, Patrick Arens: "Ich weiß ja, dass in Crange ein Glühweinstand mit Plastikbaum steht."

Der Mann, dessen Familie seit über 150 Jahren im Geschäft ist, betont stolz: "Unser Baum und unser Markt haben eine Identität, die man uns nicht nehmen kann." Mitleidig schiebt er hinterher, dass er ja Verständnis für die Ambitionen der Nachbarn habe. Mitten in der Wüste brauche es natürlich eine Attraktion. Den Kollegen wünscht Arens nur das Beste.

Der Geist der Weihnacht scheint das Ruhrgebiet also nicht ganz verlassen zu haben. "Wir laden die Dortmunder gern ein, unseren Baum anzuschauen", sagt Dominik Hertrich vom Cranger Veranstalter mit dem pfiffigen Namen Cranger Weihnachtsveranstaltungs GmbH. Eine Spitze aber noch: "Ich bin sicher, dass alle Nachbarn begeistert sein werden." So viel Aufregung um das Fest der Liebe. Da sind Fußball, Bier, Bier und Fußball doch besinnlicher.

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Quelle:
SZ vom 27.10.2018
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