Das hätte sich der grüne, griesgrämige Grinch nicht besser ausdenken können: In der nordchinesischen Stadt Langfang, Provinz Hebei, haben die Lokalbehörden Weihnachten verboten. Angeblich, um die "soziale Ordnung und Stabilität" zu bewahren, wurden die Bewohner der Stadt dazu aufgefordert, jeglichen Weihnachtsschmuck zu entfernen. Dieser darf auch nicht mehr von lokalen Geschäften verkauft werden, wie es in einem Statement der Behörden heißt. Auf der Verbotsliste stehen Weihnachtsbäume und -stiefel, Adventskränze und Figuren des Weihnachtsmannes. Bewohner seien zudem aufgefordert worden, Menschen zu melden, die in der Öffentlichkeit, etwa in Parks und auf Plätzen, "religiöse Inhalte" verbreiteten.
Weihnachten ist in China kein offiziell begangener Feiertag. Seit vielen Jahren wird das Fest dort aber immer beliebter. Viele Einkaufszentren im Land schmücken sich mit Weihnachtsdekoration und Christbäumen. In Großstädten wie Shanghai gibt es Weihnachtsmärkte mit Punschausschank und mit Ständen, an denen Schneekugeln und Engelsfiguren verkauft werden. Kirchliche Symbole wie Marienstatuen und Bilder von Jesus Christus sind dagegen eher selten zu sehen. Die große Mehrheit der Einwohner verbindet mit Weihnachten schlicht eine westliche - und damit für viele junge Chinesen ziemlich coole - Tradition, weniger das christliche Fest der Geburt Jesu Christi.
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Anders ist das für die laut der Nichtregierungsorganisation Freedom House schätzungsweise 60 Millionen protestantischen Christen und zwölf Millionen Katholiken in China, die diesen Tag in ihren Gemeinden begehen. Bisher wurden diese meist in Ruhe gelassen. Offiziell ist das Christentum in China anerkannt. Religionsfreiheit ist in der chinesischen Verfassung festgeschrieben. Aber unter Präsident Xi Jinping ist der Druck auf die wachsende christliche Bevölkerung gestiegen. Seitdem Präsident Xi vor einer fremden Einflussnahme durch Religion gewarnt hatte, wurden zahlreiche Kirchen geschlossen, an vielen Orten wurden Kreuze von religiösen Gebäuden verbannt. Religion solle sich "sinisieren", fordert Xi, sich also den politischen Anliegen Chinas unterordnen.
Das betrifft auch den Islam und den Buddhismus. Im Januar hatten Behörden in der Provinz Shanxi eine von Chinas größten evangelischen Gemeinden mit rund 50 000 Mitgliedern aufgelöst. Erst vergangene Woche nahmen Lokalbehörden im westchinesischen Chengdu mehr als 100 Mitglieder der Early Rain Covenant Church fest. Es handelt sich dabei um eine der bekanntesten protestantischen Untergrundkirchen, die sich nicht registrieren lassen, um der staatlichen Kontrolle zu entgehen. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sprach zuletzt von einem "unerbittlichen Angriff" der Regierung auf die Religionsfreiheit im Land.
Das nun im nordchinesischen Langfang ausgesprochene Verbot von Weihnachtsfeierlichkeiten gilt bisher nicht für ganz China, sondern scheint die Maßnahme einer einzelnen Lokalregierung zu sein. 2017 hatte aber schon ein Ableger der Jugendorganisation der Kommunistischen Partei in der Provinz Hunan seine Mitglieder aufgefordert, eine Verpflichtung zu unterschreiben, nicht an Weihnachtsfeierlichkeiten teilzunehmen.